Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) zur Prävention von Migräne

Migräne ist eine häufige Erkrankung und kann die Lebensqualität von Betroffenen erheblich beinträchtigen. Menschen, die häufig schwere Migräneanfälle erleben, könnten von vorbeugenden Medikamenten profitieren, welche im Vorfeld eines Anfalls und vor dem Einsetzen der Schmerzen verabreicht werden. In Studien konnte der potenzielle Einfluss von Neurotransmittern in der Entstehung von Kopfschmerzen nachgewiesen werden. In diesem Kontext wurden Medikamente, welche den Transport von Neurotransmittern in Gehirnzellen hemmen und so deren Konzentration erhöhen, auf deren potenziellen Nutzen in der Prävention von Migräne untersucht. Zwei Klassen von Hemmstoffen, die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), wurden in diesem Review untersucht.

Dies ist eine Aktualisierung eines früheren Reviews, welcher Studien zu Migräne und Spannungskopfschmerzen untersuchte. Der Originalreview wurde in zwei Teile unterteilt: diese Aktualisierung beschäftigt sich nur mit Studien zu Migräne, während sich ein zweiter Review ausschließlich mit Spannungskopfschmerzen befasst. Im November 2014 konnten wir drei neue Studien identifizieren. Acht Studien waren bereits in die vorherige Version des Reviews eingeschlossen. Insgesamt analysierten wir 585 Teilnehmer. All diese Studien hatten eine geringe Anzahl von Teilnehmern und wurden über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten durchgeführt. Nur wenige waren von hoher Qualität.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass SSRIs und SNRIs nicht besser als Placebo in der Reduktion der Anzahl der Migräneanfälle sind. Es ergab sich keinen Unterschied im Hinblick auf weniger ernste Nebenwirkungen zwischen Teilnehmern, welche mit SSRIs oder SNRIs behandelt wurden und jenen, welche Placebo erhielten. SSRIs und SNRIs scheinen anderen angewandten Behandlungsformen, im Besonderen dem trizyklischen Antidepressiva Amitriptylin, nicht überlegen zu sein. Die Teilnehmer, die mit SSRIs oder SNRIs behandelt wurden, erlitten weniger geringfügige Nebenwirkungen als jene, die Amitriptylin erhielten. Allerdings war die Anzahl derjenigen, welche die Einnahme des einen oder anderen Medikaments aufgrund von Nebenwirkungen einstellten zwischen beiden Gruppen in etwa gleich. Die Ergebnisse stammen allesamt aus Studien mit kurzer Laufzeit (nicht länger als drei Monate), die keine ausreichenden Teilnehmerzahlen hatten und gravierende methodische Mängel aufwiesen. Wir konnten keine Studien finden, welche SSRIs oder SNRIs mit anderen pharmakologischen Behandlungen als Antidepressiva (z.B. Antiepileptika oder blutdrucksenkende Arzneimittel) verglichen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz.

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