Inositol bei Frühgeborenen, die ein Risiko für das Atemnotsyndrom haben oder an diesem leiden

Fragestellung
Reduziert die Verabreichung von zusätzlichem Inositol die unerwünschten Ereignisse bei Frühgeborenen mit oder ohne Atemnotsyndrom (respiratory distress symptom (RDS))?

Hintergrund
Inositol ist ein essentieller Nährstoff der Zellen, der in hoher Konzentration in Muttermilch enthalten ist (insbesondere in der Muttermilch von Müttern frühgeborener Kinder). Ein Abfallen des Inositolspiegels bei Säuglingen mit Atemnotsyndrom kann ein Zeichen für einen schweren Krankheitsverlauf sein. Inositol gilt als wichtiger Nährstoff in der Entwicklung vor und nach der Geburt.

Datum der Suche
Die entsprechenden Literaturrecherchen wurden am 5. November 2018 durchgeführt.

Studienmerkmale
Sechs veröffentlichte randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 1177 Säuglingen erfüllten unsere Einschlusskriterien. Diese Aktualisierung enthält die Ergebnisse zweier hochwertiger Studien, die mit 760 Säuglingen im Alter von weniger als 30 Wochen seit der letzten Menstruation durchgeführt wurden.

Hauptergebnisse
In unserer letzten Aktualisierung unseres Reviews aus dem Jahr 2015 stellten wir fest, dass die ersten Hinweise auf eine Inositol-Supplementierung bei Frühgeborenen mit Atemnotsyndrom vielversprechend waren. Die Supplementierung senkte die Sterblichkeitsraten und Blutungen im Gehirn. Auch reduzierten sich Augenprobleme deutlich. Inositol hatte keine schwerwiegenden unerwünschten Wirkungen. Es bedarf weiterer Forschung, um diese vorläufigen Ergebnisse zu bestätigen. Solche Forschungsergebnisse wurden jetzt aus zwei Studien von hoher Qualität veröffentlicht. Dabei waren 760 Kleinkinder im Alter von weniger als 30 Wochen nach der letzten Menstruation eingeschlossen; sie gelten als eine besonders verletzliche Zielgruppe. Alle Ergebnisse weisen darauf hin, dass es keine Verringerung der mit der Inositol-Supplementierung verbundenen unerwünschten Ergebnisse gibt, einschließlich Säuglingstod, Augenprobleme, Hirnblutungen, Infektionen, chronische Lungenprobleme und Magen-Darm-Probleme. Daher wird eine Inositol-Supplementierung bei Frühgeborenen nicht empfohlen. Säuglinge, die in die Durchführung solcher Studien involviert waren, sollten bis in die Kindheit nachbeobachtet werden, damit eventuelle Probleme in der neuronalen Entwicklung beurteilt werden können.

Qualität der Evidenz
Laut GRADE (eine Methode zur Bewertung der Qualität der Studien, die den jeweiligen Endpunkt unterstützen) war die Qualität der Evidenz unterschiedlich, aber moderat bis hoch für die wichtigen Endpunkte in den Analysen für wiederholte hohe Dosierungen von Inositol bei Säuglingen, die im Alter von weniger als 30 Wochen nach der letzten Menstruation zur Welt kamen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

J. Gauch, freigegeben für Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA.

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