Digitale Interventionen zur Vermittlung von Bewegungstraining bei Menschen mit Mukoviszidose

Fragestellung des Reviews

Welchen Nutzen und welche Risiken haben digitale Interventionen, um körperliche Aktivität bei Menschen mit Mukoviszidose zu vermitteln oder zu überwachen?

Kernaussagen

Zusammengenommen lassen die Ergebnisse dieser Studien auf Folgendes schließen:

- Im Vergleich zur Regelversorgung allein führt die zusätzliche Verwendung einer webbasierten Anwendung zur Aufzeichnung, Überwachung und Zielsetzung der körperlichen Aktivität möglicherweise nur zu geringen bis keinen Unterschieden bei der körperlichen Aktivität sowie pulmonalen Exazerbationen (akute Verschlechterung der Krankheit).

- Die Evidenz ist sehr unsicher, was die Wirkung eines Trainingsprogramms, bestehend aus einem tragbaren, in eine Social-Media-Plattform integrierten Fitness-Trackers zusätzlich zu einer Trainingsverordnung betrifft, im Vergleich zu einer Trainingsverordnung allein. Die Evidenz ist auch sehr unsicher hinsichtlich der Wirkung eines tragbaren Fitness-Trackers mit Textnachrichten für personalisiertes Feedback und Zielsetzung im Vergleich zu einem tragbaren Fitness-Tracker allein.

- Auch die Wirkung von webbasierten Übungen im Vergleich zu persönlich vermittelten Übungen ist unklar.

Was sind digitale Gesundheitsanwendungen?

Digitale Interventionen bezeichnen den Einsatz von Technologien, die die Kommunikation und die Informationsübermittlung zwischen einer Person und einem Gesundheitsdienstleister ermöglichen, um so eine gesundheitliche Behandlung dieser Person aus der Ferne zu ermöglichen. Dies kann über Mobiltelefone, Tablet-Computeranwendungen oder andere Technologien erfolgen.

Was ist Mukoviszidose?

Mukoviszidose ist eine Erbkrankheit, die Probleme mit der Lunge, dem Verdauungssystem und anderen Organen verursacht. Menschen mit Mukoviszidose entwickeln zähen und klebrigen Schleim, der die Atemwege blockiert, zu Lungenschäden führt und Infektionen begünstigt. Die meisten Menschen mit Mukoviszidose leiden unter Atemwegssymptomen wie Husten mit vermehrter Schleimbildung und Kurzatmigkeit.

Wie können digitale Gesundheitsanwendungen Menschen mit Mukoviszidose helfen?

Ein Mangel an Bewegung kann zum Fortschreiten der körperlichen und funktionellen Beeinträchtigung bei Menschen mit Mukoviszidose beitragen. Deshalb wird Bewegungstraining als Teil des Behandlungsplans empfohlen. Allerdings halten sich nicht alle Betroffenen wie vorgesehen an ihren Trainingsplan. Wir wollten herausfinden, ob digitale Gesundheitsanwendungen Menschen mit Mukoviszidose dabei helfen können, ihr Bewegungsprogramm durchzuführen und zu erfassen.

Was wollten wir herausfinden?

Wie können digitale Gesundheitsanwendungen die Durchführung und Dokumentation von Bewegungsprogrammen bei Erwachsenen und Kindern mit Mukoviszidose unterstützen?

Wie gingen wir vor?

Um diese Frage zu beantworten, suchten wir in medizinischen Datenbanken nach allen relevanten Studien zu diesem Thema. Wir haben alle derzeit verfügbaren Daten aus den Studien gesammelt und ausgewertet.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden vier Studien mit 231 Teilnehmenden (im Alter von sechs Jahren oder älter). Die Studien dauerten zwischen drei Monaten und einem Jahr. In diesen Studien wurden unterschiedliche Arten von digitalen Interventionen eingesetzt. In einer Studie wurde eine digitale Anwendung zur Durchführung eines Trainingsprogramms eingesetzt, in den anderen drei Studien wurde die körperliche Aktivität der Betroffenen mit Hilfe digitaler Hilfsmittel überwacht.

Hauptergebnisse

In einer Studie wurde eine webbasierte Anwendung zur Aufzeichnung, Überwachung und Zielsetzung für körperliche Aktivität zusätzlich zur üblichen Versorgung eingesetzt. In dieser Studie hatte die Maßnahme möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die körperliche Aktivität oder die Anzahl der pulmonalen Exazerbationen im Vergleich zur üblichen Versorgung.

Wir haben kein Vertrauen in die Ergebnisse der Studie, die untersuchte, ob ein tragbarer Fitness-Tracker zusammen mit einer Trainingsverordnung Menschen mit Mukoviszidose im Vergleich zu einer reinen Trainingsverordnung wichtige Vorteile bieten kann. Es ist auch unklar, ob die Verwendung eines tragbaren Fitness-Trackers zusammen mit einer Textnachricht für personalisiertes Feedback und Zielsetzung im Vergleich zu einem tragbaren Fitness-Tracker allein wirksam ist.

Auch die Wirkung von webbasierten Übungen im Vergleich zu persönlich vermittelten Übungen ist unklar.

In keiner Studie wurde formell untersucht, ob digitale Interventionen zu Schäden führen könnten. Wir fanden zudem nur wenige oder gar keine Daten zu anderen wichtigen Endpunkten wie körperliche Aktivität, Selbstmanagement (der Fähigkeit, die eigenen Handlungen zu steuern) und dem Auftreten von pulmonalen Exazerbationen.

Es gibt keine Informationen zur Wirksamkeit anderer Arten von digitalen Gesundheitsanwendungen zur Überwachung der körperlichen Aktivität oder zur Durchführung von Trainingsprogrammen bei Menschen mit Mukoviszidose sowie über ihre langfristigen Auswirkungen (über mehr als ein Jahr).

Was schränkt die Evidenz ein?

Wir schlossen nur vier Studien mit jeweils wenigen Teilnehmenden ein. Die Autor*innen dieser Studien lieferten nur wenige Informationen über deren Durchführung. Dies verringert unser Vertrauen in ihre Ergebnisse. Es kann zu Verzerrungen kommen, wenn diejenigen, die die Ergebnisse einer Person beurteilten, wissen, welche Behandlung die Person erhalten hat. Bei den eingeschlossenen Studien war nicht klar, ob versucht wurde zu verhindern, dass die Beurteilenden über die Behandlung jeder Person Bescheid wussten. Bei einigen Studien wurden die im Protokoll vorgesehenen Ergebnisse nicht vollständig berichtet, was ebenfalls zu Verzerrungen führen kann. Daher sind wir uns über die Wirkung digitaler Interventionen zur Überwachung und Vermittlung von Bewegungstraining bei Menschen mit Mukoviszidose nicht sicher. Es sind weitere, qualitativ bessere Studien erforderlich, um diese Frage zu beantworten. Insgesamt war die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz niedrig bis sehr niedrig.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 21. November 2022.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Barth, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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