Kopfhautstimulation des Babys zur Überprüfung des Wohlbefindens des Babys während der Geburt

Wir suchten nach Evidenz aus randomisierten, kontrollierten Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit der Kopfhautstimulation des Babys als Zweitlinientest für das Wohlbefinden, wenn sich bei der Überwachung der Herzfrequenz des Babys Bedenken ergeben.

Worum geht es?

Frauen mit komplizierten Schwangerschaften wird eine kontinuierliche Überwachung der Herzfrequenz des Babys mit einem elektronischen Aufzeichnungsgerät, dem CTG, empfohlen. Babys zeigen während der Geburt häufig Auffälligkeiten auf dem CTG. In einigen Fällen sind die Auffälligkeiten so besorgniserregend, dass ein Notkaiserschnitt durchgeführt wird. Um das Risiko eines unnötigen Kaiserschnitts zu verringern, können zusätzlich Zweitlinientests angeboten werden. Ein solcher Test ist, die Kopfhaut des Babys vaginal zu stimulieren, um einen Anstieg der Herzfrequenz des Babys zu bewirken. Diese physiologische Reaktion deutet darauf hin, dass das Baby ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Eine andere Möglichkeit ist die Entnahme einer kleinen Blutprobe aus der Kopfhaut des Babys, um den ph-Wert (Säure-Basen-Spiegel) im Blut zu messen.

Warum ist dies wichtig ?

Wenn sich die Kopfhautstimulation des Babys als Zweitlinientest für das Wohlbefinden als sicher und wirksam erweist, könnte es möglich sein, die Wahrscheinlichkeit eines unnötigen Kaiserschnitts für Frauen unter der Geburt zu verringern.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir haben unsere Suche nach Studien am 18. Oktober 2022 durchgeführt und zwei geeignete Studien (mit 377 Frauen) gefunden. In einer Pilotstudie mit 50 Frauen in Irland wurde die digitale fetale Kopfhautstimulation (dFSS) mit CTG mit der fetalen Blutentnahme (FBS) mit CTG verglichen. In einer indischen Studie mit 327 Frauen wurde die manuelle Stimulation der fetalen Kopfhaut (FSS) (abdominale Hin- und Herbewegung des fetalen Kopfes oder Kneifen der fetalen Kopfhaut von vaginal) mit CTG mit CTG allein verglichen. In beiden Studien wussten die Frauen und das Krankenhauspersonal, dass die fetale Kopfhautstimulation durchgeführt worden war. Dies könnte sich auf die Ergebnisse ausgewirkt haben. Beide Studien wurden in Krankenhäusern durchgeführt und bezogen sich auf Frauen, die zum Zeitpunkt des Geburtstermins ein einzelnes Baby in Schädellage zur Welt brachten. Insgesamt wiesen die eingeschlossenen Studien ein moderates oder unklares Risiko für Verzerrung (Bias) auf. Die Vertrauenswürdigkeit der gewonnenen Evidenz war sehr niedrig oder unklar.

dFSS und CTG gegenüber MBU und CTG

Es gab keine perinatalen Todesfälle und es wurden keine Daten über Beeinträchtigungen bei den Säuglingen nach 12 Monaten berichtet. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist sehr niedrig, dass die Kopfhautstimulation des Babys plus CTG das Risiko eines Kaiserschnitts im Vergleich zur Blutentnahme an der Kopfhaut plus CTG senken kann (1 Pilotstudie; 50 Frauen). Kein Baby zeigte Anzeichen einer geburtsbedingten Hirnschädigung. Es gab keinen Unterschied hinsichtlich des Risikos einer vaginal-operativen Geburt durch Vakuum oder Zange oder der Rate an vaginaler Spontangeburt. Die Akzeptanz der Verfahren durch die Mutter wurde nicht berichtet.

FSS und CTG gegenüber CTG allein

Es gab keine perinatalen Todesfälle und es wurden keine Daten über Beeinträchtigungen bei den Säuglingen nach 12 Monaten berichtet. Wir fanden, dass die Kopfhautstimulation des Babys zusätzlich zum CTG das Risiko eines Kaiserschnitts im Vergleich zum CTG allein nur geringfügig oder gar nicht beeinflusst (1 Studie; 327 Frauen). Kein Baby zeigte Anzeichen einer geburtsbedingten Hirnschädigung. Es gab keinen Unterschied hinsichtlich des Risikos einer vaginal-operativen Geburt durch Vakuum oder Zange oder der Rate an vaginaler Spontangeburt. Die gesamte Evidenz wird als sehr unsicher eingestuft. Die Akzeptanz der Verfahren durch die Mutter wurde nicht berichtet.

Was bedeutet das?

Die Evidenz, ob die Kopfhautstimulation des Babys während der Geburt eine sichere und wirksame Methode ist, um das Wohlbefinden des Babys unter der Geburt zu bestätigen, ist unklar. Zur Bewertung dieser Forschungsfrage sind weitere qualitativ hochwertige Studien mit ausreichender Stichprobengröße erforderlich, die ein breites Spektrum von Settings und Einschlusskriterien umfassen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Laquai, B. Schindler

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