Ultraschall während der Schwangerschaft zur Vorhersage von Unterschieden im Geburtsgewicht von Zwillingen

Hintergrund

Unterschiede im Geburtsgewicht von mehr als 20 % bei Zwillingen sind mit ungünstigen Folgen für Mutter und Kind verbunden. Klinikerinnen und Kliniker messen die geschätzten fetalen Gewichtsunterschiede vor der Geburt per Ultraschall und vergleichen sie mit den Unterschieden im Geburtsgewicht nach der Geburt. In diesem Review haben wir die Daten darüber zusammengefasst, ob die Ultraschallmessungen genau genug sind, um Unterschiede im Geburtsgewicht von Zwillingen vorherzusagen.

Studienmerkmale

Wir suchten bis März 2019 in medizinischen Datenbanken nach Studien, in denen Ultraschallmessungen mit Unterschieden im Geburtsgewicht verglichen wurden, und haben 39 Studien gefunden. Zweiundzwanzig Studien lieferten Daten über Geburtsgewichtsunterschiede von 20 % und 18 Studien lieferten Daten über Geburtsgewichtsunterschiede von 25 %.

Qualität der Evidenz

Wir bewerteten die Qualität der einzelnen Studien mit dem Instrument "Quality Assessment of Diagnostic Accuracy Studies" (QUADAS-2) und die Gesamtqualität mit der bewährten GRADE-Methode, um die Verlässlichkeit der Evidenz zu ermitteln.

Hauptergebnisse

Wir stellten fest, dass die Ultraschallschätzung der fetalen Gewichtsunterschiede im Vergleich zu den Unterschieden beim Geburtsgewicht nicht zuverlässig war. Bei der Ultraschalluntersuchung wurden im Durchschnitt nur in der Hälfte der Fälle Unterschiede im Geburtsgewicht von 20 % und 25 % festgestellt. Die Qualität der Evidenz war sehr niedrig.

Die Evidenz reicht nicht aus, um die Verwendung des Ultraschalls als alleinige Maßnahme zur Feststellung von Unterschieden im Geburtsgewicht bei Zwillingen oder von ungünstigen Folgen zu unterstützen. Die diagnostische Genauigkeit anderer Messungen, wie z. B. des Fruchtwasservolumens (der Flüssigkeit, die das Baby im Mutterleib umgibt) oder Doppler-Untersuchungen (bei denen mithilfe von Schallwellen die Bewegung des Blutes in den Blutgefäßen des Babys und der Nabelschnur ermittelt wird), in Kombination mit Ultraschall als Grundlage für klinische Entscheidungen muss noch bewertet werden. Künftige, gut konzipierte Studien könnten auch untersuchen, wie sich der Umstand, ob die Babys eine gemeinsame Plazenta haben (oder nicht), das Geschlecht der Babys und das Schwangerschaftsalter (Zeit ab der letzten Menstruation) auf die diagnostische Genauigkeit der Ultraschalluntersuchung für geschätzte Unterschiede im Geburtsgewicht auswirken.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S.Laquai, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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