Fetale Messungen als Hilfestellung für die medizinische Behandlung von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes zur Verbesserung von Endpunkten bei Mutter und Kind

Worum geht es?

Diabetes während der Schwangerschaft betrifft eine bis drei von zehn schwangeren Frauen (10 % bis 30 %) und ist mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Ereignisse verbunden. Die Größe des ungeborenen Kindes nimmt möglicherweise so stark zu, dass es bei der Geburt zu Schaden kommen kann oder ein Kaiserschnitt erforderlich wird. Es ist bekannt, dass das Risiko solcher und anderer unerwünschten Folgen durch sorgfältige Kontrollen des mütterlichen Blutzuckerspiegels während der Schwangerschaft verringert werden kann. Die Blutzuckerwerte aller Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes werden eng überwacht; die Behandlung umfasst Ernährungsumstellungen, Bewegung und Medikamente wie Insulin oder oral (über den Mund eingenommene) Medikamente, selbst wenn ihre ungeborenen Kinder keine Anzeichen für eine Beeinträchtigung zeigen.

Das häufigste Anzeichen für eine Beeinträchtigung durch einen hohen Blutzucker- und Insulinspiegel ist die Größe des ungeborenen Kindes. Es ist größer als erwartet und trägt somit das Risiko einer Makrosomie (eines Geburtsgewichts von über 4000 g).

Warum ist das wichtig?

Nur 14 % bis 22 % aller Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bekommen Kinder mit Makrosomie (einem Geburtsgewicht von über 4000 g). Gegenwärtig werden alle Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes eng überwacht, auch wenn ihre ungeborenen Kinder keine Anzeichen für eine übermäßige Körpergröße aufzeigen. Dies ist sowohl für die Frauen wie auch für das Gesundheitswesen mit einem Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Wenn belegt werden könnte, dass eine gezielte intensive Überwachung und Behandlung von Frauen, deren ungeborene Kinder von einer übermäßigen Größe betroffen sind, das Risiko unerwünschter Folgen nicht erhöht, könnten möglicherweise Zeit und Ressourcen eingespart und Ängste vermieden werden.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir suchten am 29. Januar 2019 nach Evidenz fanden drei kleine randomisierte kontrollierte Studien (mit insgesamt 524 Frauen) für den Einschluss in unseren Review. Die Qualität der Studien war insgesamt niedrig bis moderat. Die Studien berichteten die meisten der für diesen Review interessierenden Endpunkte nicht, darunter Endpunkte bezüglich Kosten und Ressourcennutzung.

Verglichen mit einer alleinigen Überwachung des Blutzuckerspiegels der Mutter bewirkt eine zusätzliche Untersuchung mit Ultraschall möglicherweise nur einen geringfügigen oder keinen Unterschied im Risiko für einen Kaiserschnitt (2 Studien, 428 Frauen, Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Evidenz von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit bedeutet, dass die Ergebnisse bezüglich des Risikos der Mutter für Blutdruckprobleme während der Schwangerschaft unklar sind (2 Studien, 325 Frauen). Die eingeschlossenen Studien berichteten nicht über die wichtigen die Mutter betreffenden Endpunkte niedriger Blutzuckerspiegel oder Entwicklung von Diabetes Typ 2.

Der Einsatz von Ultraschall zusätzlich zu einer Überwachung des Blutzuckerspiegels der Mutter bewirkt möglicherweise nur einen geringfügigen bis gar keinen Unterschied im Risiko für einen niedrigen Blutzuckerspiegel des neugeborenen Kindes (3 Studien, 524 Frauen, Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit zeigt, dass die Ergebnisse zu den folgenden Risiken unsicher sind: ein für sein Schwangerschaftsalter großes Kind (3 Studien, 524 Frauen); eine Fehleinstellung der Schultern des Kindes im Geburtskanal (1 Studie, 96 Frauen); Tod oder Krankheit des Neugeborenen (1 Studie, 96 Frauen); oder Tod des Kind während der Schwangerschaft oder bei der Geburt (1 Studie, 96 Frauen).

Was bedeutet das?

Dieser Review basiert auf der begrenzten Evidenz aus drei Studien (mit 524 Teilnehmerinnen). Die Studien berichteten nicht über einige der wichtigen Endpunkte, die für diesen Review von Interesse waren; ebenso wurde der Großteil unserer zweitrangigen Endpunkte nicht berichtet. Die verfügbare Evidenz bewegte sich zwischen einer niedrigen und sehr niedrigen Vertrauenswürdigkeit. Es gab nicht genügend Evidenz, um Ultraschall (in Verbindung mit den Blutzuckerwerten der Mutter) als Hilfestellung für die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) sowie die Wirkung von Ultraschall auf wichtige kurz- und langfristige Endpunkte für Mutter und Kind oder die damit verbundenen Kosten zu bewerten.

Es besteht ein Bedarf an großen, randomisierten Studien. Solche Studien könnten wichtige kurz- und langfristige Endpunkte (entsprechend den in diesem Review aufgeführten) für die Mutter, ihr Kind und die Ressourcennutzung berücksichtigen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

L. Süess und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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