Schulung von Patienten und pflegenden Laien zur Prävention von Dekubitus in Risikogruppen

Schlussfolgerungen der Autoren: 

Wir sind unsicher, ob Schulungsmaßnahmen einen Einfluss auf die Anzahl der neu auftretenden Druckgeschwüre oder auf das Wissen der Patienten haben, basierend auf der Evidenz aus den zehn eingeschlossenen Studien, die wir aufgrund von Problemen mit dem Risiko für Bias, unzureichender Genauigkeit der Ergebnisse und Indirektheit als von niedriger oder sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit bewerteten. Die niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz bedeutet, dass zusätzliche Forschung erforderlich ist, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

Den gesamten wissenschaftlichen Abstract lesen...
Hintergrund: 

Druckgeschwüre (Dekubitus) sind Verletzungen der Haut und des darunter liegenden Gewebes, die am häufigsten an Knochenvorsprüngen wie den Hüften und Fersen infolge von Druck- und Scherkräften auftreten. Dekubitus verursachen Schmerzen, Unwohlsein, längere Krankenhausaufenthalte und eine verringerte Lebensqualität. Außerdem ist ihre Behandlung sehr kostspielig und beansprucht erhebliche Anteile von Budgets in der Gesundheitsversorgung. Dekubitus sind weitgehend vermeidbar, und eine gezielte Aufklärung der Patienten und ihrer Pflegenden wird als wichtig erachtet.

Zielsetzungen: 

Ziel des Reviews war die Bewertung der Wirkungen der Schulung von Patienten und/oder pflegenden Laien auf die Vorbeugung von Dekubitus bei Risikopersonen in allen Pflegebereichen.

Suchstrategie: 

Wir durchsuchten im Juni 2019 das Cochrane Wounds Specialised Register, das Cochrane Central Register of Controlled Trials (CENTRAL), Ovid MEDLINE (einschließlich In-Process & Other Non-Indexed Citations), Ovid Embase, Ovid PsycINFO und EBSCO CINAHL Plus. Außerdem suchten wir in Registern für klinische Studien nach laufenden und unveröffentlichten Studien. Es gab keine Einschränkungen hinsichtlich der Sprache, des Datums der Veröffentlichung oder dem Umfeld, in dem die Studien durchgeführt wurden.

Auswahlkriterien: 

Wir schlossen randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) ein, in die Menschen jeden Alters mit einem Dekubitusrisiko eingeschlossen wurden, sowie RCTs, in die die Menschen eingeschlossen wurden, die eine Person mit einem Dekubitusrisiko informell pflegen.

Datensammlung und ‐analyse: 

Zwei Review-Autoren führten unabhängig voneinander die Studienauswahl, die Datenextraktion und die Bewertung des Risikos für Bias sowie der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz mit GRADE durch.

Hauptergebnisse: 

Insgesamt schlossen wir zehn Studien mit elf Publikationen (2261 analysierte Teilnehmende) in unseren Review ein. Sieben richteten ihre Intervention an Personen mit einem Dekubitusrisiko und erhoben Ergebnisse bei diesen Risikopersonen; zwei richteten sich an Risikopersonen und ihre pflegenden Angehörigen und erhoben Ergebnisse bei den Risikopersonen, die von ihren Familien gepflegt wurden; und eine richtete sich nur an pflegende Laien und erhob Ergebnisse bei den Risikopersonen, die sie pflegten. Es gab zwei Hauptarten von Interventionen: die Bereitstellung von Informationen zur Vorbeugung von Dekubitus und der Einsatz verschiedener Arten von Schulungsprogrammen.

Bereitstellung von Informationen über die Vorbeugung von Druckgeschwüren

Drei Studien (237 Teilnehmende) berichteten Daten für diesen Vergleich: In zwei Studien wurden die Informationen direkt an die gefährdeten Personen und ihre Betreuer übermittelt, in der dritten wurden die Informationen an pflegende Laien übermittelt. Da die Daten statistisch nicht zusammengefasst werden konnten, werden die Daten der einzelnen Studien dargestellt. Die Evidenz für die primären Endpunkte ist von sehr niedriger Vertrauenswürdigkeit (zweimal herabgestuft wegen Studienbeschränkungen und zweimal wegen unzureichender Genauigkeit der Ergebnisse).

Wir sind unsicher, ob die kombinierte Verwendung eines Handbuches zur Selbstunterweisung und einer persönlichen Patientenschulung und -beratung im Vergleich zu einem Handbuch zu einer alleinigen Selbstunterweisung den Anteil der Risikopatienten, die einen neuen Dekubitus entwickeln, verringert (Risikoverhältnis (RR) 0,40, 95 % Konfidenzintervall (KI) 0,14 bis 1,18), oder ob eine Selbstunterweisung der Pflegenden und persönliche Beratung im Vergleich zu einer alleinigen Selbstunterweisung den Anteil der Risikopatienten, die einen neuen Dekubitus entwickeln, verringert (RR 2,05, 95 % KI 0,19 bis 21,70).

Wir sind unsicher, ob der Einsatz von häuslichem Training im Vergleich zu routinemäßigem stationären Training den Anteil der Risikopatienten, die einen neuen Dekubitus entwickeln, verringert (RR 0,53, 95 % KI 0,27 bis 1,02).

Eine Studie untersuchte den sekundären Endpunkt Patientenwissen zur Vorbeugung von Dekubitus; da jedoch keine verwertbaren Daten zur Verfügung gestellt wurden, konnten wir keine weitere Analyse durchführen und keine Schätzung der Wirkung berechnen.

Schulungsprogramme zur Vorbeugung von Druckgeschwüren

Sieben Studien (2024 Teilnehmende wurden analysiert) lieferten Daten für diesen Vergleich. In allen Studien richtete sich die Intervention an Personen mit einem Dekubitusrisiko.

Risiko eines Druckgeschwürs

In einem Sekundärbericht einer eingeschlossenen Studie wurde als primärer Endpunkt die Zeit bis zur Entwicklung oder dem Auftreten eines Dekubitus angegeben, in drei Studien und einem Sekundärbericht einer eingeschlossenen Studie der Anteil der Risikopatienten, die einen neuen Dekubitus entwickelten. Eine Studie berichtete über den sekundären Endpunkt Dekubitusgrad und fünf Studien sowie ein Sekundärbericht einer eingeschlossenen Studie berichteten über das Wissen der Patienten.

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist niedrig bezogen auf keinen eindeutigen Unterschied im Anteil der Teilnehmenden, die einen neuen Dekubitus entwickelten, bei Vergleich der Anwendung eines Pflegepakets zur Dekubitusprävention (PUPCB) mit der Standardpflege: HR 0,58, 95 % KI 0,25 bis 1,33 (zweimal wegen unzureichender Genauigkeit der Ergebnisse herabgestuft).

Ein Sekundärbericht einer eingeschlossenen Studie untersuchte, ob eine individuelle Schulung über Dekubitus und eine monatliche strukturierte telefonische Nachsorge die durchschnittliche Zeit bis zum Auftreten eines Dekubitus verändert. Da nicht alle Teilnehmenden an dieser Studie einen Dekubitus entwickelten, konnte aus den Daten die durchschnittliche Zeit bis zum Auftreten eines Dekubitus nicht berechnet werden.

Wir sind unsicher, ob die folgenden drei Interventionen den Anteil der Risikopatienten, die einen neuen Dekubitus entwickeln, reduzieren, da wir die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz als sehr niedrig bewerteten: individualisierte Dekubitus-Schulung und monatliche strukturierte telefonische Nachsorge (RR 0,55, 95 % KI 0,23 bis 1,30), Angebot einer Schulung (RR 3,57, 95 % KI 0,78 bis 16,38), (zweimal wegen des Risikos für Bias und unzureichender Genauigkeit der Ergebnisse herabgestuft); und computergestütztes Feedback und persönliche Beratung (keine klaren Daten vorgelegt), (zweimal wegen des Risikos für Bias und einmal wegen Indirektheit herabgestuft).

Grad eines Dekubitus

Es gibt Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit dafür, dass die Anwendung eines Dekubitus-Präventionspakets im Vergleich zur Standardbehandlung möglicherweise keinen Unterschied im Schweregrad von neu entwickelten Dekubitus bewirkt.

Wissen der Patienten

Wir sind unsicher, ob die folgenden Interventionen das Wissen der Patienten verbessern: erweiterte Schulungsintervention und strukturierte Nachsorge (Mittelwertdifferenz (MD) 9,86, 95 % KI 1,55 bis 18,17); mehrkomponentige Motivationsgespräche/Selbstmanagement mit einer mehrkomponentigen Schulungsintervention (keine eindeutigen Daten); das Programm Spinal Cord Injury Navigator (keine eindeutigen Daten); individualisierte Dekubitusschulung und monatliche strukturierte telefonische Nachsorge (keine eindeutigen Daten); computergestütztes Feedback (keine eindeutigen Daten), strukturierte, patientenzentrierte Schulungsveranstaltung zur Dekubitusprävention (MD 30,15, 95 % KI 23,56 bis 36,74). Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für diesen Endpunkt als niedrig oder sehr niedrig (herabgestuft wegen des Risikos für Bias, unzureichender Genauigkeit der Ergebnisse oder Indirektheit).

Anmerkungen zur Übersetzung: 

E. Panfil, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.