Amitriptylin gegen Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz) bei Erwachsenen

Unser Verständnis der Fibromyalgie (einer Erkrankung mit anhaltenden, ausgedehnten Schmerzen, Berührungsempfindlichkeit, Schlafstörungen und Erschöpfung) ist unzureichend. Allgemeine schmerzstillende Arzneimittel wie Paracetamol und Ibuprofen werden bei Fibromyalgie in der Regel nicht als wirksam erachtet. Medikamente, die teilweise zur Behandlung von Epilepsie oder Depressionen verwendet werden, können bei manchen Menschen mit Fibromyalgie sehr gut wirken, wie auch bei anderen Formen chronischer Schmerzen, die möglicherweise mit einer Nervenschädigung einhergehen (neuropathische Schmerzen).

Amitriptylin gehört zur Klasse der Antidepressiva, die zur Behandlung von Fibromyalgie empfohlen werden. Obwohl Amitriptylin häufig zur Behandlung von Fibromyalgie eingesetzt wird, ergab ein Review aus dem Jahr 2012 keine Evidenz von guter Qualität, die die Anwendung des Arzneimittels unterstützt. Die meisten der darin eingeschlossenen Studien waren klein, alt und es wurden Methoden angewandt bzw. Ergebnisse beschrieben, die den Nutzen aus unserer derzeitigen Sicht beschönigen.

Der vorliegende Review ist eine Aktualisierung des Reviews von 2012, in dem sowohl Fibromyalgie als auch neuropathische Schmerzen berücksichtigt wurden. Nun gibt es einen separaten Review zu neuropathischen Schmerzen. Im vorliegenden Review wird untersucht, wie gut die Wirkung von Amitriptylin zur Behandlung von Fibromyalgie ist. Dabei wird zur Beurteilung einer „guten Wirkung“ eine Definition verwendet, die sowohl eine starke Schmerzlinderung einbezieht als auch die Möglichkeit, die Tabletten ohne starke Beeinträchtigungen durch Nebenwirkungen über längere Zeit einzunehmen.

Im März 2015 wurden Recherchen nach neuen Studien durchgeführt, wobei nur zwei zusätzliche kleine einschlussfähige Studien gefunden wurden. Keine der beiden Studien enthielt Evidenz von guter Qualität zu Nutzen und Schäden. Noch immer wurden keine Studien gefunden, die vertrauenswürdige und verlässliche Antworten liefern können, da die meisten Studien verhältnismäßig alt waren und darin Methoden verwendet bzw. Ergebnisse beschrieben wurden, die den Nutzen aus unserer derzeitigen Sicht beschönigen. Dies ist enttäuschend, dennoch können einige hilfreiche Anmerkungen zu dem Arzneimittel gemacht werden.

Amitriptylin führt vermutlich zu einer guten Schmerzlinderung für einige Menschen mit Fibromyalgie, auch wenn wir davon nicht mit Sicherheit ausgehen können. Wir können nur annehmen, dass Amitriptylin bei etwa 1 von 4 Menschen (25%) mehr eine gute schmerzstillende Wirkung hat als ein Placebo. Im Vergleich zu dem Placebo gibt 1 von 3 Menschen (31%) mehr an, an einer oder mehreren Nebenwirkungen zu leiden. Diese sind in der Regel nicht schwerwiegend, können den Patienten jedoch belasten und die Einnahme des Arzneimittels beeinflussen. Auf Grundlage der verfügbaren Informationen ist keine der beiden Angaben verlässlich.

Die wichtigste Botschaft besteht darin, dass Amitriptylin bei einigen Patienten mit Fibromyalgie vermutlich eine sehr gute schmerzstillende Wirkung hat, dies betrifft jedoch nur einen Bruchteil; bei den meisten Menschen ist Amitriptylin nicht wirksam.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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