Hilft die zusätzliche Gabe von Tiotropium, einem langwirksamen Muskarinantagonisten (LAMA), zu einer Kombinationstherapie (LABA/ICS) bei der Asthmakontrolle?

Die zusätzliche Anwendung des Respimat-Inhalators mit dem Wirkstoff Tiotropium zum Inhalator mit einer Kombination von LABA/ICS kann den Bedarf an oral (durch den Mund) eingenommenen Steroiden für den Notfall verringern. Ein deutlicher Nutzen für die Lebensqualität ist unwahrscheinlich und es war nicht festzustellen, ob sie Krankenhauseinweisungen verringert, aber die zusätzliche Gabe von Tiotropium zeigt eine gewisse positive Wirkung auf Lungenfunktion, Asthmakontrolle und nicht schwerwiegende Nebenwirkungen.

Einzelheiten zu den Studien und Ergebnissen:

Die tägliche Anwendung eines Inhalators mit einem langwirksamen Beta2-Agonisten und einem inhalierten Kortikosteroid (LABA/ICS) kann Symptome verbessern und die Wahrscheinlichkeit von Asthmaanfällen verringern. Wenn dies nicht hilft, steht Asthmapatienten jetzt ein anderes Medikament zum Inhalieren zur Verfügung, ein sogenannter langwirksamer Muskarinantagonist (LAMA), der schon wirksam bei Patienten mit anderen Atemwegserkrankungen eingesetzt wurde und den die Asthmapatienten neben ihrem LABA/ICS-Inhalator anwenden können.

Wir wollten herausfinden, ob die zusätzliche Gabe eines LAMA zu einer LABA/ICS-Kombination für Erwachsene mit Asthma besser ist, als die Behandlung mit LABA/ICS allein fortzusetzen.

Wir fanden vier relevante Studien, von denen eine jedoch zurückgezogen wurde, bevor man Teilnehmer gefunden hatte. Die anderen drei verglichen über einen Zeitraum von etwa einem Jahr ein LAMA namens Tiotropium Respimat mit einem Placebo, wobei die Teilnehmer in beiden Gruppen ihren LABA/ICS-Inhalator weiter anwendeten. Die Teilnehmer hatten zu Studienbeginn in der Regel eine eher schlechte Lungenfunktion, was darauf hindeutet, dass ihr Asthma nicht gut kontrolliert war – in der Lungenheilkunde wird dies als „schweres Asthma“ bezeichnet.

Im Laufe von 48 Wochen mussten 328 von 1000 Teilnehmern neben dem üblichen LABA/ICS eine Notfallration oraler Steroide einnehmen; von den Teilnehmern, die zusätzlich Tiotropium inhalierten, waren es nur 271. Aufgrund der Unsicherheit der Ergebnisse bedeutet das jedoch nicht, dass 271 von 1000 Patienten orale Steroide einnahmen, sondern der Wert könnte irgendwo zwischen 218 und 333 pro 1000 Patienten liegen; wir konnten daher den Nutzen nicht eindeutig feststellen. Die Ergebnisse für die Lebensqualität unterschieden sich kaum zwischen den Teilnehmern, die Tiotropium einnahmen und denen, die es nicht einnahmen. Die Studien zeigten unterschiedliche Ergebnisse im Hinblick darauf, ob die Teilnehmer in der Tiotropium-Gruppe mit größerer Wahrscheinlichkeit unter schwerwiegenden Nebenwirkungen litten, aber es traten bei weniger Teilnehmern nicht schwerwiegende Nebenwirkungen auf, wenn sie Tiotropium einnahmen.

Wir konnten nicht feststellen, ob die Einnahme von Tiotropium zusätzlich zu LABA/ICS die Anzahl der Teilnehmer verringerte, die wegen eines Asthmaanfalls ins Krankenhaus mussten, da dies nicht so häufig vorkam, dass wir dem Ergebnis vertrauen könnten. Es gab Evidenz von guter Qualität, die einen Nutzen für die Lungenfunktion und wahrscheinlich einen geringen Nutzen für die Messwerte der Asthmakontrolle zeigte.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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