Psycholgische Maßnahmen bei posttraumatischer Belastungsstörung für Menschen mit schwerer psychischer Erkrankung

Hintergrund

Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt sich typischerweise nach einem traumatischen Ereignis, welches vom Patienten selbst erlebt oder beobachtet wurde oder es entwickelt sich, wenn eine nahestehende Person ein Trauma erlebt hat. Es gibt wachsende Evidenz dafür, dass psychisch kranke Menschen anfälliger für die Entwicklung einer PTBS sind, weil sie ein erhöhtes Risiko haben in der Kindheit oder als Erwachsener ein Trauma erlebt zu haben. Es wird geschätzt, dass etwa ein Drittel der Personen mit schweren psychischen Erkrankungen auch an PTBS leiden. Es gibt eine Reihe von psychologischen Interventionsmöglichkeiten für die Behandlung von PTBS, die als "Traumaspezifische psychologische Behandlungstechniken" bekannt sind.

Evidenzsuche

Im Januar 2015 und März 2016 suchten wir im Cochrane Schizophrenia Group's Trial Register. Wir fanden vier relevante Studien, welche insgesamt 3000 Erwachsene einschlossen, die mit schweren psychischen Erkrankungen und PTBS diagnostiziert wurden. Die Teilnehmer erhielten Behandlungen, die eine Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie, Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederaufbereitung (eye movement desensitisation and reprocessing (EMDR)) und kurze Psychoedukation beinhalteten. All diese Therapieformen dienen der Unterstützung der einzelnen Patienten, um die Erinnerungen, die Emotionen und Verhaltensweisen, die mit dem Trauma assoziiert werden, zu verarbeiten.

Hauptergebnisse

Die Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie wurde mit der normalen Versorgung verglichen. Dabei wurde keine Verbesserung der PTBS, psychotischen-, depressiven- oder Angstsymptome und auch keine Verbesserung der Lebensqualität festgestellt. Zwei Studien enthielten Evidenz von niedriger Qualität dafür, dass Patienten mit schweren psychischen Erkrankungen und PTBS, welche eine Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie erhalten hatten, sich mit einer höheren Wahrscheinlichkeit von der PTBS erholen. Das heißt, dass sich die Symptome unterhalb der Diagnoseschwelle befinden. Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie wurde nicht mit einer Zunahme an Nebenwirkungen in Verbindung gebracht.

Ein Vergleich zwischen Personen, welche die EMDR Therapie erhielten und Personen auf der Warteliste, zeigte, entgegen der Erwartung, eine positive Auswirkung auf die Reduktion der Symptome von PTBS (sehr niedrige Qualität der Evidenz). Es gab keinen Unterschied bezüglich der Nebenwirkungen. Es standen keine Daten zur Wirkung von EMDR in Bezug auf die Lebensqualität, Psychosen, Depressionen oder Angstzuständen zur Verfügung.

Ein Vergleich von Trauma-fokussierter kognitiver Verhaltenstherapie und EMDR zeigte keinen Unterschied bei der Verringerung der PTBS Symptomschwere (sehr niedrige Qualität der Evidenz).

Im Vergleich von Trauma-fokussierter kognitiver Verhaltenstherapie mit einer kurzen Psychoedukation, gab es keine Evidenz, dass eine der beiden Therapien der anderen in der Behandlung der PTBS-Symptome überlegen war.

Qualität der Evidenz

Dieser Review identifizierte begrenzte Evidenz von niedriger Qualität für Trauma-fokussierte kognitive Verhaltenstherapie und EMDR. Die Wirkungen der Behandlungen bezüglich einer Reduzierung der Symptome von PTBS bleiben unklar, wenngleich sie scheinbar keine weiteren Nebenwirkungen verursachen als das Warten auf eine Behandlung. Allerdings wurden viele wichtigen Endpunkte nicht berichtet und intensivere Forschung zum Nutzen von trauma-fokusierten psychologischen Interventionen für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen und PTBS ist erforderlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

H. Schilling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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