Topische Antibiotika (angewendet auf der Haut) zur Vorbeugung von Wundinfektionen nach Operationen, welche genäht oder anders zusammengehalten werden

Hintergrund

Mikroorganismen, wie Bakterien, die bei einer Operation an die Wunde gelangen können, können zu einer Infektion der Operationswunden führen. Infektionen von Operationswunden können zu steigenden Kosten im Gesundheitswesen, zu Wundheilungsstörungen und zu Schmerzen führen. Antibiotika sind Medikamente, die Bakterien töten oder verhindern, dass sie sich vermehren. Antibiotika können über den Mund (oral), direkt über die Venen (intravenös) oder direkt auf die Haut verabreicht werden (topisch). Topische Antibiotika werden oft nach einem chirurgischem Eingriff auf den Wunden aufgetragen, um einer Wundinfektion vorzubeugen. Es wird angenommen, dass topisch angewendete Antibiotika Vorteile gegenüber oralen oder intravenösen Antibiotika haben. Da topische Antibiotika nur in dem Bereich des Körpers wirken, wo sie aufgetragen wurden, gibt es eine geringere Wahrscheinlichkeit von ungewollten Wirkungen, die auf den gesamten Körper wirken, wie Übelkeit oder Durchfall. Bei topischen Antibiotika wird außerdem angenommen, dass Entwicklung einer Resistenz in den Bakterien wahrscheinlich reduziert ist (Bakterien verändern sich und werden gegen Medikamente resistent). Jedoch haben topische Antibiotika auch unerwünschte Wirkungen. Die üblichste ist eine allergische Reaktion der Haut (Kontaktdermatitis), welche sich durch Rötung, Juckreiz und Schmerzen äußern kann, wo das topische Antibiotikum aufgetragen wurde.

Reviewfrage

Wir untersuchten die Evidenz, wie wirksam topische Antibiotika zur Vorbeugung von Infektionen bei Operationswunden sind, wenn sie nach dem Eingriff direkt auf die Wunde aufgetragen werden. Wir konzentrierten uns auf die Wirkung von topischen Antibiotika bei Operationswunden, wo die Wundränder dicht beieinander gehalten wurden, sodass die Wundheilung leichter von statten gehen kann (auch primär heilende Wunden genannt). Solche Wundränder können durch eine Naht, Klammern, Clips oder durch Kleber zusammengehalten werden.

Unsere Ergebnisse

Im Mai 2016 suchten wir nach allen relevanten Studien, die den Aspekt der topischen Antibiotika bei chirurgischen, primär heilenden Wunden untersucht haben. Wir konnten 14 Studien finden, welche topische Antibiotika mit keiner Behandlung, oder mit Antiseptika (z.B. andere auf der Haut aufgetragene Anwendungen, um einer bakteriellen Infektion vorzubeugen), und mit anderen topischen Antibiotika verglichen. Acht von diesen Studien umfassten allgemeine Chirurgie und sechs der Studien umfassten dermatologische Chirurgie (diese Art der Chirurgie umfasst nur die Haut). Viele der Studien waren klein und von niedriger Qualität oder mit Risiko für Bias. Nach der Prüfung aller Studien schlussfolgern die Autoren, dass das Infektionsrisiko einer chirurgischen Wunde durch die Verwendung von topischen Antibiotika, die nach dem Eingriff auf die Wunde aufgetragen werden, wahrscheinlich reduziert wird. Dabei wird das Antibiotikum mit der Verwendung eines Antiseptikums oder keiner Behandlungsmaßnahme verglichen. Da die Infektion eine relativ seltene Nebenwirkung nach einem chirurgischen Eingriff ist, beträgt die tatsächliche Reduktion der Infektionenrate durchschnittlich 4,3%, wenn das topische Antibiotikum mit einem Antiseptikum verglichen wurde und 2%, wenn es mit keiner Behandlung verglichen wurde. Es würden im Durchschnitt 24 Patienten mit einem topischen Antibiotikum statt einem Antiseptum behandelt werden müssen und 50 Patienten, die mit einem topischen Antibiotikum statt keiner Behandlung behandelt werden, um einer Wundinfektion bei einer Person vorzubeugen. Vier Studien berichteten von allergischer Kontaktdermatis. Jedoch gab es nicht genügend Evidenz, um zu bestimmen, ob die allergische Kontaktdermatitis häufiger bei topischen Antibiotika als beim Antiseptikum oder bei keiner Behandlung auftrat. Dies sollte vor der Entscheidung über eine Verwendung berücksichtigt werden.

Diese laienverständliche Zusammenfassung ist auf dem Stand vom Mai 2016.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

H. Schilling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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