Screening und nachfolgende Behandlung von Schilddrüsenfunktionsstörungen vor oder während der Schwangerschaft zur Verbesserung der Ergebnisse für Mütter und ihre Kinder

Worum geht es?

Welche Wirkung haben verschiedene Methoden des Screenings auf Schilddrüsenfunktionsstörungen vor oder während der Schwangerschaft (zum Beispiel Screening aller Frauen verglichen mit nur Screening einiger Frauen oder keinem Screening) auf die Ergebnisse der Mütter und ihrer Kinder?

Warum ist das wichtig?

Die Schilddrüse ist eine große Drüse im Hals, die Hormone produziert, die helfen, die chemischen Prozesse im Körper, die das Leben erhalten, zu regulieren. Dazu zählen Wachstum und Energieverbrauch. Wenn eine Frau in der Schwangerschaft eine unbehandelte Überfunktion (Hyperthyreose) oder Unterfunktion (Hypothyreose) der Schilddrüse hat, kann dies für Mutter und Kind zu schlechten Ergebnissen führen. Für die Mutter ist es wahrscheinlicher, eine Präeklampsie mit hohem Blutdruck und Proteinausscheidung im Urin zu bekommen oder vor 37 Schwangerschaftswochen zu gebären (Frühgeburt). Für ihr Kind erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, später eine Behinderung zu haben wie Zerebralparese, Blindheit, Taubheit oder Entwicklungsverzögerungen einschließlich geistiger Beeinträchtigungen. Eine Behandlung der Schilddrüsenfunktionsstörung in der Schwangerschaft (z.B. mit Thyroxin bei Hypothyreose oder Thyreostatika bei Hyperthyreose) kann das Ergebnis für Mutter und Kind verbessern. Es gibt verschiedene Methoden für das Screening auf Schilddrüsenfunktionsstörungen. Dazu zählen die Fallerkennung, bei der nur diejenigen Schwangeren untersucht werden, von denen man glaubt, dass sie ein hohes Risiko für eine Schilddrüsendysfunktionsstörung besitzen, und das allgemeine Screening, das alle schwangeren Frauen einbezieht. Obwohl allgemeines Screening dazu beitragen kann, bei mehr Frauen eine Hyper- oder Hypothyreose zu diagnostizieren als mit Fallerkennung, führt dies womöglich auch dazu, dass mehr Frauen Medikamente erhalten und die Kosten höher sind. Es ist bisher noch nicht klar, welche Wirkungen diese verschiedenen Methoden des Screenings auf Schilddrüsenfunktionsstörung für die Mutter und ihr Kind sowie für die Gesundheitsversorgung haben.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Bei unserer Suche in der medizinischen Literatur haben wir zwei randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 26.408 Frauen gefunden. Die Qualität der einbezogenen Studien war hoch und die Qualität der enthaltenen Evidenz war moderat bis hoch.

(1) Allgemeines Screening auf eine Schilddrüsenfunktionsstörung in der Schwangerschaft – und speziell auf Hypothyreose – erhöhte die Anzahl der Frauen mit einer diagnostizierten Hypothyreose, welche daraufhin behandelt wurden (eine Studie mit 4562 Frauen und eine mit 21.839 Frauen). Die Studie mit 4562 Frauen zeigte zudem, dass das allgemeine Screening möglicherweise auch die Anzahl derer erhöht, bei denen Hyperthyreose diagnostiziert wird.

(2) Allgemeines Screening und anschließende Behandlung zeigten keinen eindeutigen Nutzen oder Schaden für die Frauen oder ihre Kinder. Dabei änderte sich weder die Anzahl der Frauen mit Präeklampsie (in der einen Studie mit 4516 von 4562 Frauen für diesen Endpunkt) und der Frauen mit Frühgeburt (eine Studie mit 4516 Frauen) noch die Anzahl der Kinder mit einer Behinderung, d.h. mit einem Intelligenzquotienten (IQ) geringer als 85 im Alter von 3 Jahren (eine Studie mit 794 Kindern, deren Mütter eine Hypothyreose hatten, von insgesamt 21.839 Frauen).

(3) Eine der eingeschlossenen Studien berichtete nicht über spätere Behinderungen der Kinder und die andere Studie sagte nichts über Präeklampsie oder Frühgeburt aus. Keine der Studien berichtete über die Nutzung der Gesundheitsdienste oder die Kosten.

Was bedeutet dies?

Obwohl die Gesamtqualität der Evidenz moderat bis hoch war, waren keine deutlichen Unterschiede in den Ergebnissen für die Mütter und ihre Kinder erkennbar beim Vergleich von allgemeinem Screening und Fallerkennung (oder keinem Screening). Es bleibt die Erkenntnis, dass das allgemeine Screening helfen kann, mehr Frauen mit Hypothyreose zu diagnostizieren (die dann behandelt werden können). Obwohl an den beiden eingeschlossenen Studien eine große Anzahl von Frauen teilnahm, ist weitere Evidenz erforderlich, um den möglichen kurz- und langfristigen Nutzen oder Schaden verschiedener Screeningmethoden sowie die Folgen für die Gesundheitsversorgung einschließlich der Kosten zu bewerten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Berger, C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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