Chirurgische Eingriffe (Mikrofrakturierung, Pridie-Bohrungen, Mosaikplastik und Allograft-Transplantation) zur Behandlung isolierter Knorpeldefekte im Kniegelenk bei Erwachsenen

Um welches medizinische Problem handelt es sich?

Eine Schicht aus Knorpel bedeckt die Oberflächen des Kniegelenks. Sie schützt das Gelenk und reduziert die Reibung während der Bewegungsabläufe. Knorpelverletzungen im Kniegelenk treten bei Erwachsenen infolge von Traumata z.B. Sportverletzungen auf oder sind Folge einer Knorpelerkrankung (Osteochondritis). Unbehandelte Knorpelverletzungen heilen nicht spontan und können daher zur erheblichen Schädigung des Gelenks führen (Osteoarthritis).

Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Es existieren eine Reihe verschiedener Behandlungsmöglichkeiten bei Knorpelverletzungen. Diese sind jedoch häufig auf die Behandlung der Symptome, wie Schmerzen ausgerichtet, und weniger auf eine Heilung. Nicht-invasive Methoden wie die Physiotherapie können eine Linderung der Symptome erzielen, aber nicht eine Heilung der Knorpelverletzung bewirken. Chirurgische Eingriffe (Mikrofrakturierung, Pridie-Bohrungen, Mosaikplastik und Allograft-Transplantation) mit dem Ziel, das Gelenk zu erhalten, werden zunehmend in Betracht gezogen.

Mikrofrakturierung, Pride-Bohrungen, Mosaikplastik und Allograft-Transplantation - worum handelt es sich?

Bei der Mikrofrakturierung und den Pridie-Bohrungen handelt es sich um minimal-invasive Eingriffe (Schlüsselloch-Chirurgie), um eine Blutung aus Knochengewebe hervorzurufen, die zur Bildung eines Blutgerinnsels im Knorpeldefekt führt. Dieser kann dann ein Ersatzgewebe, welches dem Knorpel ähnlich ist, bilden. Bei der Mosaikplastik wird ein Knochenknorpelzylinder aus einem weniger belasteten Areal des Kniegelenks entnommen, um einen Knorpeldefekt in einem kritischen Bereich abzudecken. Die Allograft-Transplantation benutzt frisches Gewebe Verstorbener zur Abdeckung des verletzten Bereichs.

Welche dieser chirurgischen Techniken erzielt bessere Ergebnisse?

Dieser Review betrachtet die Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien, die zwei oder mehrere chirurgische Methoden in der klinischen Praxis miteinander vergleichen.

Wir suchten in einer Reihe medizinischer Datenbanken nach Studien bis einschließlich Februar 2016 und fanden drei Studien, die die Mosaikplastik mit der Mikrofrakturierung verglichen. Diese Studien berichteten Ergebnisse für insgesamt 133 Teilnehmer, in der Mehrzahl junge männliche Erwachsene. Es wurden keine Studien über die Allograft-Transplantation oder Pridie-Bohrungen identifiziert.

In einer Studie, die an einem einzelnen Studienort durchgeführt wurde, konnte eine bessere Funktionsfähigkeit von den Patienten nach Mosaikplastik bei Nachbeobachtung nach 1, 2, 3 und 10 Jahren festgestellt werden. Jedoch wurde in den anderen Studien kein Unterschied hinsichtlich der Funktionsfähigkeit (zwei Studien), Schmerz (eine Studie) oder der täglichen Aktivitäten (eine Studie) zwischen der Mosaikplastik und der Mikrofrakturierung langfristig (nach 6 bis 10 Jahren) festgestellt. Ein Therapieversagen mit erneut auftretenden Symptomen wurde bei beiden Eingriffen verzeichnet. Betrachtet man die Gesamtheit der Daten aller drei Studien, kam es in der Mosaikplastik-Gruppe nur halb so oft zum Therapieversagen. Jedoch ist weitere Evidenz notwendig, um die Richtigkeit diese Aussage zu bestätigen. Die Evidenz ist nicht schlüssig, um Aussagen hinsichtlich des langfristig erreichbaren Grades der körperlichen Aktivität zu treffen.

Wir beurteilten die Qualität der vorliegenden Evidenz für diese Endpunkte als sehr niedrig. Dies bedeutet, dass wir sehr unsicher hinsichtlich der Ergebnisse sind, die sich mit großer Wahrscheinlichkeit ändern werden, sobald neue Evidenz vorliegt.

Schlussfolgerungen

Die derzeit vorliegende Evidenz erlaubt keine Schlussfolgerung in Bezug auf die Frage, ob die Mosaikplastik oder die Mikrofrakturierung besser geeignet ist, um isolierte Knorpeldefekte im Kniegelenk von Erwachsenen zu behandeln. Therapieversagen trat bei beiden Behandlungsmethoden auf. Weitere Forschung ist notwendig, um die beste chirurgische Therapieoption zur Behandlung isolierter Knorpeldefekte zu ermitteln.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Maurer, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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