Psychoedukation für Brüder und Schwestern von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen

Review-Frage.

Diese Übersichtsarbeit vergleicht Psychoedukation für Geschwister von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen einerseits mit der üblichen Versorgung und andrerseits mit anderen Maßnahmen. Psychoedukation soll das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Geschwister verbessern und ihnen auch Strategien für die Betreuung ihrer psychisch kranken Angehörigen vermitteln.

Hintergrund

Programme zur Psychoedukation bezwecken die Vermittlung von Wissen und Verständnis zu Themen der psychischen Gesundheit. Solche Programme werden häufig Familienangehörigen von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (einschließlich Geschwistern) angeboten. Man geht davon aus, dass solche Programme Angehörigen dabei helfen, sich besser um psychisch kranke Familienmitglieder zu kümmern und auch ihr eigenes Wohlbefinden verbessern. Psychoedukative Angebote können durch direkten persönlichen Kontakt mit einer Fachperson vermittelt werden, aber auch in Online-Foren oder durch eine Kombination dieser Methoden.

Studienmerkmale.

In 2013 wurde nach randomisierten Studien gesucht, die Psychoedukation für Geschwister von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen untersucht haben. Die Ergebnisse der Suche zeigen, dass Untersuchungen zur Psychoedukation von Geschwistern bisher selten sind. Meistens haben andere Familienangehörige in solchen Studien teilgenommen. Nur eine Studie entsprach den Kriterien der Forschungsfrage dieses Reviews. In dieser Studie erhielt eine Gruppe von Geschwistern Psychoedukation und eine Vergleichsgruppe die übliche Unterstützung. An der Studie nahmen neun Geschwister teil. Sie wurde im Rahmen einer ambulanten Versorgung durchgeführt und dauerte 21 Monate.

Hauptergebnisse

Brüder und Schwestern, die eine Psychoedukation erhielten, bewältigten den Umstand, dass ihre Geschwister psychisch krank waren, besser. Die Teilnehmerzahl war allerdings klein und die Qualität der Evidenz gering. Entsprechend stehen schlüssige Belege dafür, dass ihnen Psychoedukation tatsächlich hilft, aus. Dies gilt sowohl in Bezug auf die Bewältigung der Situation als auch für andere Aspekte wie das Wohlbefinden und die Lebensqualität. Unklar ist auch, ob ihre psychisch kranken Geschwister davon profitieren, etwa in Bezug auf ihre psychische Verfassung und auf die Anzahl oder Dauer von Krankenhausbehandlungen.

Qualität der Forschungsergebnisse

Es sind mehr Studien erforderlich, um beurteilen zu können, ob Psychoedukation Brüdern und Schwestern dabei hilft, ihre psychisch kranken Geschwister zu versorgen. Wegen des Mangels an guten Studien ist es auch nicht möglich zu beurteilen, welche Form von Psychoedukation am hilfreichsten ist. Programme, die in Gruppen durchgeführt werden und in denen viele Familienmitgliedern zusammengebracht werden, um etwas über die Erkrankung zu lernen und ihre Erfahrungen auszutauschen, scheinen aber gut von den Familienangehörigen angenommen zu werden.

Diese laienverständliche Zusammenfassung wurde von Ben Gray verfasst, Senior Peer Researcher, McPin Foundation.http://mcpin.org/

Anmerkungen zur Übersetzung: 

R. Büchter, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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