Orale und sublinguale Immuntherapie (Zufuhr von Nahrungsmitteln, auf die jemand allergisch reagiert, durch Verzehr oder Ablegen unter der Zunge) bei Obstallergie

Fragestellung und Hintergrund

Wir untersuchten die Evidenz zur Wirkung oraler und sublingualer Immuntherapie bei Patienten mit einer Nahrungsmittelallergie auf Obst. Eine Nahrungsmittelallergie ist eine abnormale Reaktion auf ein Nahrungsmittel, in der Regel nach dem Verzehr. Die Behandlung besteht hauptsächlich darin, das entsprechende Nahrungsmittel zu meiden; ein versehentlicher Verzehr kann jedoch bei Menschen mit einer Nahrungsmittelallergie zu schweren Reaktionen führen.

Die Immuntherapie ist eine mögliche Langzeitbehandlung der Nahrungsmittelallergie, auch der Allergie gegen Obst. Bei dieser Behandlung werden über einen bestimmten Zeitraum zunehmend größere Dosen der Substanz, auf die der Patient allergisch reagiert (des Allergens) verabreicht, damit der Patient immer weniger empfindlich auf das Allergen reagiert. Bei der oralen Immuntherapie isst der Patient eine kleine Menge des Allergens. Bei der sublingualen Immuntherapie wird dem Patienten ein Extrakt des Allergens unter die Zunge gelegt.

Studienmerkmale

Wir fanden 2 Studien mit insgesamt 89 Teilnehmern. Eine untersuchte die orale Immuntherapie bei Menschen mit einer Allergie gegen Äpfel im Vergleich zu keiner Behandlung, die andere die sublinguale Immuntherapie bei Menschen mit einer Allergie gegen Pfirsiche im Vergleich zu einem Placebo. Beide Studien wurden mit Erwachsenen durchgeführt. Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2015.

Hauptergebnisse

Die Studie zur oralen Immuntherapie bei Apfelallergie zeigte, dass die Teilnehmer, die die Maßnahme erhielten, nach 8 Monaten weniger empfindlich auf Äpfel reagierten als die Teilnehmer, die keine Maßnahme erhielten. Die Studie zur sublingualen Immuntherapie bei Pfirsichallergie fand nach 6 Monaten keinen Unterschied zwischen den Gruppen im Hinblick auf die Empfindlichkeit. In beiden Studien zeigten sich bei den Teilnehmern, die die Behandlung erhielten, mehr Nebenwirkungen, diese waren jedoch nicht schwerwiegend. Insgesamt ist die Qualität der Evidenz sehr niedrig, da beide Studien klein waren und nicht zu ähnlichen Ergebnissen kamen, und weil es Probleme mit dem Studienaufbau gab. Es sind weitere Forschungsarbeiten nötig, bevor wir sagen können, ob orale und sublinguale Therapien bei Nahrungsmittelallergien auf Obst wirksam sind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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