Frühe im Vergleich zu späterer Verbandentfernung bei Patienten mit Operationswunden

Zu den meisten chirurgischen Eingriffen gehört ein Hautschnitt, durch den der Chirurg sich Zugang zu den tiefer gelegenen Geweben oder Organen verschafft. Die meisten chirurgischen Wunden werden nach Abschluss des Eingriffs vollständig verschlossen. Der Chirurg deckt die geschlossene chirurgische Wunde dann entweder mit einem Verband oder mit Klebeband ab. Der Verband kann als physikalische Barriere fungieren und so die Wunde schützen, bis die sogenannte Hautkontinuität wiederhergestellt ist, die Haut also wieder ein durchgehendes Gewebe ist. Diese Wiederherstellung erfolgt innerhalb von ungefähr 48 Stunden. Der Verband kann auch Absonderungen (Exsudate) aus der Wunde aufnehmen, sie sauber und trocken halten und eine Verunreinigung (Kontaminierung) durch Bakterien aus der Umgebung verhindern. Einige Studien zeigten, dass das feuchte Milieu, das bestimmte Verbände schaffen, die Wundheilung beschleunigen; andere halten dies jedoch für einen Nachteil, da übermäßiges Exsudat zu Aufweichung und Zersetzung der Wunde und des umliegenden gesunden Gewebes führen kann.

Wir durchsuchten die medizinische Literatur bis Juli 2013 und fanden vier randomisierte kontrollierte Studien, in denen eine frühe (dauerhafte Verbandentfernung innerhalb von 48 Stunden nach der Operation) mit einer späteren Verbandentfernung (dauerhafte Verbandentfernung mehr als 48 Stunden nach der Operation, mit möglichen zwischenzeitlichen Verbandwechseln) bei Patienten mit chirurgischen Wunden verglichen wurde. Das Ausmaß von systematischen Fehlern (Bias) war in allen Studien meistens hoch oder unklar; Fehler bei der Durchführung der Studien könnten also zu falschen Ergebnissen geführt haben. Insgesamt 280 Patienten mit geplanten Eingriffen wurden in diesen Review eingeschlossen. Bei 140 Patienten wurde der Verband innerhalb von 48 Stunden nach dem Eingriff entfernt, bei 140 später als nach 48 Stunden. Ob bei einem Patienten der Verband früh (innerhalb von 48 Stunden) entfernt oder über 48 Stunden auf der Wunde belassen wurde, legte man dabei nach dem Zufallsprinzip fest (ähnlich wie beim Werfen einer Münze). Im Hinblick auf oberflächliche Infektionen der Eingriffstelle (Wundinfektion), oberflächliche Wunddehiszenz (Unterbrechung der Wundheilung, bei der die Wunde sich wieder vollständig öffnet) und Anzahl der Patienten mit Nebenwirkungen wurde von keinen signifikanten Unterschieden zwischen den beiden Gruppen berichtet. Die Studien waren jedoch nicht umfangreich genug, um geringe Unterschiede bei den Komplikationsraten festzustellen. Keine der Studien berichtete über die Lebensqualität. Die Teilnehmer in der Gruppe mit der frühen Verbandentfernung blieben signifikant kürzer im Krankenhaus und verursachten signifikant geringere Behandlungskosten als die Teilnehmer in der Gruppe mit der späteren Verbandentfernung, jedoch basieren diese Ergebnisse auf Evidenz sehr geringer Qualität aus einer kleinen randomisierten kontrollierten Studie. Wir empfehlen die Durchführung weiterer randomisierter kontrollierter Studien zu der Fragestellung, ob eine Verbandversorgung von Wunden über länger als 48 Stunden nach dem Eingriff notwendig ist, da die aktuelle Evidenz auf Evidenz sehr geringer Qualität aus drei kleinen randomisierten kontrollierten Studien basiert.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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