Topisches Tacrolimus gegen atopische Dermatitis

Hintergrund

Atopische Dermatitis (AD) (oder atopisches Ekzem) ist eine chronische Hauterkrankung, welche die Lebensqualität von sowohl Erwachsenen als auch Kindern beeinträchtigt. Topische Corticosteroide (TCS) sind die wichtigsten zur Behandlung verwendeten Salben. Bei ihrer Verwendung besteht jedoch ein Risiko für Nebenwirkungen, beispielsweise Hautverdünnung. Eine Klasse von Medikamenten, welche topische Calcineurinhemmer genannt werden, die topisches Tacrolimus (und Pimecrolimus) einschließen, könnten eine Alternative für dieses Problem darstellen; da aber Tacrolimus verglichen mit Corticosteroiden eine neuere Salbe ist, stellen sich noch einige Fragen zur Alltagswirksamkeit und Sicherheit.

Reviewfrage

Ist Tacrolimus-Salbe eine wirksame und verträgliche Alternative zu anderen Behandlungen für moderate bis schwere atopische Dermatitis (bei Kindern und Erwachsenen)?

Studienmerkmale

Wir schlossen 20 Studien mit 5885 Teilnehmern in diesen Review ein. Wir suchten bis Juni 2015 nach Studien. Wir waren an der Einschätzung der Ärzte bezüglich einer Besserung der Krankheit, der Selbstbewertung der Teilnehmer und etwaiger unerwünschter Wirkungen interessiert. Weitere Endpunkte waren die objektive Bewertung der Verbesserung, beispielsweise durch SCORAD (SCORing Atopische Dermatitis, ein Werkzeug zur Messung des Schweregrades von atopischer Dermatitis) und der betroffenen Körperoberfläche.

Hauptergebnisse

Wir fanden heraus, dass 0,1% Tacrolimus im Gesicht und am Halsbereich besser wirkt als niedrig konzentriertes TCS im selben Bereich. Außerdem ist Tacrolimus auch besser als moderat-konzentriertes TCS am Rumpf und den Extremitäten. Wir untersuchten die ärztliche Beurteilung von 1% Pimecrolimus und 0,03% Tacrolimus in den meisten Studien. Beim Vergleich mit moderaten-bis-starken Corticosteroiden gab es bei der Selbsteinschätzung durch die Teilnehmer und SCORAD einen geringen Nutzen zugunsten von 0,1% Tacrolimus.

Kombinierte Ergebnisse von 2 Studien deuteten an, dass 0,03% Tacrolimus die Wahrscheinlichkeit einer durch den Arzt befundene Verbesserung, verglichen mit mildem TCS mehr als verdoppelte. Eine andere Studie fand heraus, dass 0,03% Tacrolimus für den gleichen Endpunkt besser als 1% Pimecrolimus ist, während an der Körperoberfläche der von Krankheit betroffenen Haut kein Unterschied gefunden wurde. Für den Vergleich mit moderaten bis starken Corticosteroiden fanden wir keine signifikanten Unterschiede in den meisten Ergebnissen, nur in zwei Studien fanden wir einen kleinen Unterschied zugunsten der Corticosteroidgruppe.

Brennen und Jucken traten bei Patienten, die Tacrolimus verwendeten, häufiger auf als bei Verwendung von TCS, aber wir fanden keinen Unterschied bezüglich Hautinfektionen. Die Symptome waren mild und vorübergehend. Der Vergleich zwischen Pimecrolimus und Tacrolimus zeigten die gleiche Gesamthäufigkeit von Nebenwirkungen, wobei lokale Nebenwirkungen in den Tacrolimusgruppen häufiger vorkommen. Mit Tacrolimus betrug die Dauer der lokalen Symptome zwischen 30 Minuten und 12 Stunden, während Benutzer von Pimecrolimus die Symptome für weniger als 30 Minuten spürten.

Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse waren selten, sie traten sowohl in der Tacrolimus- als auch in der TCS-Gruppe auf und wurden in den meisten Fällen als nicht im Zusammenhang mit der Behandlung stehend erachtet. Weder in den eingeschlossenen Studien noch in den nicht-vergleichenden Studien wurden Fälle von Lymphomen (eine Art von Krebs der Lymphknoten) erwähnt. Solche Fälle wurden erst im Nachhinein in Studien und Berichten ohne bestätigten Zusammenhang mit dem Medikament erwähnt.

Systemische Absorption (Eindringen der Substanz in die Blutbahn) war selten und nur in geringem Ausmaß nachweisbar und nahm mit der Zeit ab. Nur bei Krankheiten, die mit schweren Problemen der Hautbarriere einhergehen, beispielsweise Netherton-Syndrom, lamellare Ichthyosis (seltene genetische Erkrankungen), und einigen andere, gab es Fallberichte über systemische Absorption.

Nach Auswertung von klinischen Studien, Fallberichten, Studien an Mensch und Tier fanden wir mangelnde Evidenz, welche die Verwendung von topischem Tacrolimus mit Hautverdünnung assoziiert.

Zusammenfassend scheint Tacrolimus-Salbe verträglich und wirksam gegen moderate bis schwere atopische Dermatitis bei Kindern und Erwachsenen zu sein. Allerdings sollte sie bei Personen mit Krankheiten mit einer stark geschädigten Hautbarriere mit Vorsicht verwendet werden. Wir fanden keine Gefahr der Hautverdünnung, sogar bei seiner Verwendung über längere Zeiträume hinweg. Wir fanden keine Evidenz auf Malignität bei Verwendung von Tacrolimus. Die Kosten wurden in diesem Review nicht evaluiert.

Qualität der Evidenz

Die Variabilität der Medikamentendosierung, Ergebnisse und Nachbeobachtungszeiträume machten es schwierig, die Ergebnisse zu poolen. Fehlende Daten schränkten die Zuverlässigkeit und Stärke der Evidenz ein; daher sollten Ergebnisse dieses Reviews mit Vorsicht interpretiert werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

U. Gartner, Koordination durch Cochrane Schweiz.

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