Risperidon als Mittel zur Beruhigung aggressiver oder aufgeregter Menschen aufgrund von Psychose

Hintergrund

Menschen mit Psychosen können Stimmen hören (Halluzinationen) oder abnorme Gedanken haben (Wahnvorstellungen), die die Person erschrecken, verstören und beunruhigen können. Das Erleben solcher Emotionen kann manchmal zu aggressivem Verhalten führen. Dies stellt eine Herausforderung und ein Dilemma für das Personal dar. Fachkräfte für psychische Gesundheit müssen Diagnosen stellen und die beste verfügbare Behandlung bereitstellen, um dem Verletzungsrisiko, sowohl für den Patient als auch für andere Personen, vorzubeugen - je schneller, desto besser. Risperidon ist ein Medikament, das über den Mund eingenommen wird und weithin für die Behandlung von Menschen, die psychotische Symptome aufweisen, eingesetzt wird. Neben seiner antipsychotischen Wirkung (zur Verhinderung von Psychosen), könnte es außerdem dazu beitragen, Menschen zu beruhigen oder ihnen zum Einschlafen verhelfen.

Ziel des Reviews

Dieser Review befasst sich damit, ob das Neuroleptikum Risperidon eine schnelle und wirksame Behandlung für Menschen sein könnte, die in Folge einer Psychose unruhig oder aggressiv sind.

Suche

Der Informationspecialist von Cochrane Schizophrenia durchsuchte ihr Spezialregister nach randomisierten Studien, die die Auswirkungen der Gabe von Risperidon allein, im Vergleich mit entweder Placebo (Scheinbehandlung) oder anderen Behandlungen für Menschen betrachteten, die in Folge einer Psychose aggressiv oder unruhig sind. Der letzte Zeitpunkt der Suche war April 2017.

Ergebnisse

Neun Studien mit 582 Teilnehmern wurden in den Review eingeschlossen, aber die vorhandenen Informationen sind von dürftiger Qualität und tendieren dazu, Informationen bereitzustellen, die nur teilweise relevant für das Hauptziel dieses Review sind. Es bestand insbesondere ein Mangel an Informationen über sofortige (d.h. weniger als eine Stunde nach der Behandlung) beruhigende Wirkungen und die Notwendigkeit einer wiederholten Beruhigung. Ökonomische Daten wurden ebenfalls nicht berichtet. In den Studien wurde Risperidon mit anderen Antipsychotika verglichen, einschließlich Haloperidol, Olanzapin und Quetiapin. Der Review ergab, dass Risperidon nicht besser oder schlechter als Haloperidol zur Beruhigung der Aggressionen innerhalb 24 Stunden war. Außerdem hatten die Menschen, die Risperidon erhielten, zwei Wochen nach der Behandlung höhere (schlechtere) Werte auf Skalen zur Messung von Aggression, als diejenigen, die Quetiapin erhielten. Beide Ergebnisse wurden jedoch als Evidenz von sehr niedriger Qualität bewertet. Eine kleine Studie fand heraus, dass eine Kombination von Neuroleptika (Risperidon plus Oxcarbazepin) besser war als Risperidon allein für den Abbau der Agitation, aber diese Daten wurden nach einer Woche gesammelt und die Evidenz wurde wieder als von sehr niedriger Qualität bewertet. Keine deutlichen Unterschiede im Auftreten von Nebenwirkungen, wie Bewegungsstörungen, wurden beobachtet.

Schlussfolgerungen

Die Autoren des Reviews folgern, dass im Moment schwache, nicht eindeutige Evidenz bezüglich der Gabe von Risperidon zur Beruhigung von Menschen, die aufgrund von Psychosen aggressiv sind, vorliegt und keine sicheren Schlossfolgerungen gezogen werden können. Fachpersonen im Gesundheitswesen und Menschen mit psychischen Problemen bleiben daher ohne eindeutige, evidenzbasierte Anleitung. Studien von hoher Qualität sind jedoch möglich und weitere Forschung ist notwendig, um Menschen zu helfen, die mit Aggression durch Psychose zu tun haben, und um zu verstehen, welches Medikament besser zur Beruhigung von Aggressionen ist, weniger Nebenwirkungen hat und schnell wirkt.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Kavalaraki, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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