Enzymersatztherapie mit Laronidase zur Behandlung von Mukopolysaccaridose Typ I (MPS I)

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Fragestellung des Reviews

Wir überprüften die Evidenz zur Wirksamkeit und Sicherheit von Enzymersatztherapie mit Laronidase bei Menschen mit Mukopolysaccaridose I, die keine hämatopoetische Stammzellentransplantation erhalten, sowie bei Menschen mit Mukopolysaccaridose I, die Enzymersatztherapie vor einer hämatopoetischen Stammzellentransplantation erhalten. Dies ist eine aktualisierte Fassung des ursprünglichen Cochrane Reviews, der 2013 veröffentlicht wurde.

Hintergrund

Hurler-Syndrom oder Mukopolysaccaridose I (MPS I) ist eine seltene genetische Krankheit, die auftritt, wenn ein vom Körper benötigtes Enzym fehlt oder nicht ausreichend arbeitet. Dies führt zur Anhäufung einer Vielzahl komplexer Moleküle in bestimmten Zellen und Geweben. Ohne Behandlung führt dies zum klassischen Krankheitsbild des Zwergwuchses, einer Vergrößerung der Körperorgane und einer Verringerung der kognitiven Fähigkeiten (Denkvermögen). MPS I tritt auf, wenn ein Mensch zwei Kopien des fehlerhaften Gens erbt (je eines von einem Elternteil), und ist bei Männern und Frauen gleich häufig. Typischerweise bricht MSP I in der Kindheit aus, jedoch ist auch im Erwachsenenalter ein Ausbruch milderer Formen möglich. Eine Enzymersatztherapie mit Laronidase zielt darauf ab, das fehlende Enzym zu ersetzen. Wegen ihrer hohen Kosten ist es jedoch wichtig zu beurteilen, wie wirksam und sicher diese Behandlungsweise ist.

Suchdatum

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 05. Oktober 2015.

Studienmerkmale

Eine randomisierte kontrollierte Studie (45 Patienten), die über 26 Wochen lief, wurde in den Review eingeschlossen. Die Patienten waren zwischen sechs und 43 Jahren alt. Die Studie wurde in mehreren Zentren in aller Welt durchgeführt. Die Patienten erhielten entweder eine intravenöse Infusion von Laronidase 0,58 mg/kg oder eine Placebo-Infusion (ohne Wirkstoff).

Hauptergebnisse

Aktuell ist die Evidenz beschränkt, da wir in der medizinischen Literatur nur eine randomisierte klinische Studie finden konnten, die nicht sehr viele Patienten untersuchte. Im Vergleich zum Placebo verbesserte die Enzymersatztherapie die Lungenfunktion, die Gehfähigkeit der Patienten, verringerte die Ausscheidung anormaler Glycosaminoglykane (eine Art Kohlehydrat-Molekül) im Urin und verringerte auch die Häufigkeit von Atemaussetzern im Schlaf (Schlaf-Apnoe). Unerwünschte Wirkungen im Zusammenhang mit den Infusionen traten in beiden Gruppen auf, waren jedoch alle leicht und erforderten keine medizinischen Maßnahmen oder eine Unterbrechung der Infusionen. Enzymersatztherapie kann vor oder zeitgleich mit einer Stammzellentransplantation eingesetzt werden. Letztere ist inzwischen der Goldstandard in der Behandlung von Patienten, bei denen im Alter von weniger als zweieinhalb Jahren das Hurler-Syndrom diagnostiziert wurde. Es sind weitere Studien erforderlich, um die langfristige Wirkung dieser Behandlung sowie ihre Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten zu untersuchen.

Qualität der Evidenz

Die eingeschlossene Studie war klein, aber von guter Qualität. Die größte Einschränkung war der Mangel an Information darüber, wie die Patienten den verschiedenen Gruppen zugewiesen und wie die Gruppenzugehörigkeit allen an der Studie Beteiligten verborgen wurde.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Bayerlein, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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