Helfen in die Haut eingeriebene Schmerzmittel wirklich?

Das Wesentlichste

Diclofenac Emulgel, Gel mit Ketoprofen, Piroxicam-Gel und Diclofenac-Pflaster wirken relativ gut bei Zerrungen und Verstauchungen. Das Einreiben der kortisonfreien, entzündungshemmenden Medikamente (NSAR) topisches Diclofenac und topisches Ketoprofen in die Haut über 6 bis 12 Wochen hilft bei einer moderaten Anzahl von Menschen mit Hand- und Kniearthrose dabei, die Schmerzen um mindestens die Hälfte zu verringern. Bei Post-Zoster-Neuralgie (Schmerzen nach Gürtelrose) kann hochkonzentriertes, topisches Capsaicin (aus Chilischoten gewonnen) bei einer geringen Zahl von Menschen eine Verringerung der Schmerzen um mindestens die Hälfte bewirken.

Hintergrund

In die Haut eingeriebene Schmerzmittel werden topische (lokale) Schmerzmittel (Analgetika) genannt. Es ist viel darüber diskutiert worden, ob, wie und bei welchen schmerzhaften Zuständen sie wirksam sind.

Studienmerkmale

Wir suchten in der Cochrane Database of Systematic Reviews(der Cochrane Library) nach systematischen Reviews, in denen topische Schmerzmittel untersucht und die bis Februar 2017 veröffentlicht wurden. Die Reviews begutachteten kurzzeitige (akute, weniger als drei Monate) und langandauernde (chronisch, mehr als drei Monate) Schmerzzustände. Wir überprüften, wie gut die topischen Schmerzmittel wirkten, jegliche schädliche Wirkungen, die sie verursachten, und ob Teilnehmer vorzeitig aus den Studien ausschieden. Wir betrachteten auch die Qualität der Evidenz (des wissenschaftlichen Belegs).

Hauptergebnisse

Die meisten Reviews untersuchten die Wirkungen eines topischen Schmerzmittels verglichen mit einem topischen Placebo. Ein topisches Placebo unterscheidet sich vom aktiven (wirksamen) Mittel nur dadurch, dass es keine schmerzlindernde Substanz enthält. Die Anwendung eines Placebos gleicht die mögliche Wirkung aus, die allein das Einreiben einiger topischer Schmerzmittel haben könnte.

Bei Zerrungen und Verstauchungen helfen verschiedene, topische NSAR-Schmerzmittel bei ungefähr einem von 2 bis einem von 5 Menschen dabei, die Schmerzen um mindestens die Hälfte zu verringern. Dies sind Diclofenac-Emulgel, Gel mit Ketoprofen, Piroxicam-Gel, Diclofenac Flector-Schmerzpflaster und andere Diclofenac-Pflaster. Für die Ermittlung der Wirkung der Medikamente ist ihre Zusammensetzung bedeutsam.

Bei Hand- oder Kniearthrose helfen die auf die Haut geriebenen NSAR-Schmerzmittel topisches Diclofenac und topisches Ketoprofen bei ungefähr einem von 5 bis einem von 10 Menschen dabei, die Schmerzen für mindestens 6 bis 12 Wochen um mindestens die Hälfte zu verringern. Bei Post-Zoster-Neuralgie kann eine einmalige Anwendung von hochkonzentriertem, topischen Capsaicin bei ungefähr einem von 12 Menschen eine Schmerzlinderung um mindestens die Hälfte für acht bis 12 Wochen bewirken.

Es gibt keine gute stützende Evidenz für die Anwendung anderer topischer Schmerzmittel bei anderen schmerzhaften Zuständen.

Niedrig-konzentriertes, topisches Capsaicin verursachte bei 4 von 10 Teilnehmern lokale Nebenwirkungen (z.B. Jucken oder Ausschlag); bei einer von 12 Personen führten Nebenwirkungen zum Abbruch der Teilnahme an der Studie. Nebenwirkungen und Studienabbrüche wegen Nebenwirkungen kamen ansonsten selten vor, bzw. unterschieden sich nicht von denen, die bei der Behandlung mit einem topischen Placebo auftraten. Ernsthafte Nebenwirkungen traten selten auf.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz reichte von sehr niedrig bis hoch. Der Hauptgrund für die sehr niedrige Qualität der Evidenz war die geringe Teilnehmerzahl in einigen Studien, aufgrund derer es nicht möglich (bzw. nicht ausreichend sicher) war, die positiven oder negativen Wirkungen einzuschätzen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Lohkamp, G. Diermayr, Koordination durch Cochrane Schweiz

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