Sehr frühzeitige Entlassung aus dem Krankenhaus im Vergleich zu frühzeitiger und nicht frühzeitiger Entlassung bei krebskranken Kindern mit Fieber während einer Neutropenie

Fragestellung
Ziel dieses Literatur-Reviews war festzustellen, ob eine frühe Entlassung (durchschnittlich weniger als fünf Tage) nach einer stationären Krankenhausbehandlung bei einer ausgewählten Gruppe von Kindern im Vergleich zu einer nicht frühzeitigen Entlassung (durchschnittlich nach fünf Tagen oder später) bei krebskranken Kindern mit Fieber während einer Neutropenie Nachteile mit sich bringt. Darüber hinaus sollte untersucht werden, ob eine sehr frühzeitige Entlassung (durchschnittlich nach weniger als 24 Stunden) Nachteile im Vergleich zur frühzeitigen Entlassung und eine sehr frühzeitige Entlassung im Vergleich zur nicht frühzeitigen Entlassung birgt.

Hintergrund
Eine Chemotherapie kann zu einer niedrigen Anzahl an weißen Blutkörperchen (Neutropenie) bei krebskranken Kindern führen. Aufgrund des hohen Risikos für bakterielle Infektionen und einen plötzlichen, schweren Infektionsverlauf besteht die Standardbehandlung für krebskranke Kinder mit Fieber während einer Neutropenie in der routinemäßigen Hospitalisierung und der intravenösen Verabreichung von Breitband-Antibiotika (Antibiotika, die gegen ein weites Spektrum krankheitsauslösender Bakterien wirken). Die Fieberursachen während einer Neuropenie können jedoch auch weniger schwerwiegend sein, weshalb bei einer Untergruppe dieser Kinder ein langer stationärer Krankenhausaufenthalt überflüssig sein könnte.

Studienmerkmale
Die Evidenz ist auf dem Stand von Dezember 2015. Für diesen Review wurde eine Studie, Santolaya 2004, gefunden, in der eine frühzeitige Entlassung mit einer nicht frühzeitigen Entlassung bei dieser Gruppe von Kindern verglichen wurde. Zudem wurde eine weitere Studie gefunden, Brack 2012, in der ein Vergleich zwischen sehr frühzeitigen Entlassungen und frühen Entlassungen gezogen wurde.

Hauptergebnisse
Eine frühe Entlassung erwies sich nicht als unsicherer als eine nicht frühzeitige Entlassung bei krebskranken Kindern mit Fieber während einer Neutropenie und einem geringen Risiko für bakterielle Infektionen. Die Evidenz zu Unterschieden im Therapieversagen zwischen den beiden Gruppen war nicht eindeutig. Zudem waren die Behandlungskosten in der Gruppe, die früh entlassen wurde, niedriger als in der Gruppe, die nicht frühzeitig entlassen wurde. Sehr frühzeitige Entlassungen erwiesen sich als nicht unsicherer als frühe Entlassungen; die Evidenz zu Unterschieden im Therapieversagen zwischen den beiden Gruppen war nicht eindeutig. Die Behandlungsdauer war unterschiedlich in den Gruppen, die sehr frühzeitig oder früh entlassen wurden; die sehr frühzeitig entlassenen Probanden erhielten die Antibiotikainfusion über eine kürzere Dauer, und die früh entlassene Gruppe erhielt die orale Antibiotikatherapie vergleichsweise über einen kürzeren Zeitraum. Die Evidenz zu den Unterschieden der gesamten Behandlungsdauer der verschiedenen Antibiotikabehandlungen zwischen den Gruppen war jedoch nicht klar.

Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz war für beide untersuchten Vergleiche niedrig. Die eingeschlossenen Studien waren relativ klein mit niedrigen Teilnehmerzahlen, so dass die Möglichkeit besteht, dass das Fehlen eindeutiger Evidenz zu Unterschieden zwischen den eingeschlossenen Studien beispielsweise der mangelhaften Teststärke geschuldet sein könnte. Leider war es nicht möglich, die Daten aus den beiden Studien zusammenzuführen.

Schlussfolgerung
Abschließend ist festzustellen, dass die Evidenz sowohl zu erneuten Krankenhauseinweisungen als auch zur Anpassung der Antibiotika (oder beidem), sowie zu Todesfällen recht eingeschränkt war. Jedoch lag keine Evidenz dazu vor, dass frühe Entlassungen weniger sicher waren als nicht frühzeitige Entlassungen oder dass sehr frühe Entlassungen weniger Sicherheit boten als die frühe Entlassung von krebskranken Kindern mit Fieber während einer Neutropenie, die ein niedriges Risiko für invasive Bakterieninfektionen aufwiesen. Künftig sind größere Studien notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen oder zu widerlegen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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