Co-Bedding bei frühgeborenen Zwillingen zur Optimierung von Wachstum und Gehirnentwicklung

Fragestellung

Wir untersuchten Evidenz zum Nutzen und Schaden des Co-Beddings bei stabilen frühgeborenen Zwillingen und fanden sechs relevante Studien.


Hintergrund

Bei frühgeborenen Zwillingen besteht ein hohes Risiko für Probleme mit Wachstum und Entwicklung. Das sogenannte Co-Bedding (Unterbringung der Zwillinge im selben Bettchen oder Brutkasten) soll Zwillingen einen Nutzen bringen, weil es die Umgebung simuliert, die sie vor der Geburt teilten. In dieser vorgeburtlichen Umgebung unterstützen sich Zwillinge gegenseitig durch eine Reihe von Aktivitäten, die als „Koregulierung“ bezeichnet werden. Diese Aktivitäten sollen Forschungen zufolge Wachstum und Gehirnentwicklung fördern, wenn sie nach der Geburt fortgesetzt werden können. Zu den Risiken bei der Unterbringung von Zwillingen im selben Brutkasten oder Bettchen gehören Verwechslungen durch das Pflegepersonal und Infektionen.


Studienmerkmale

Für diesen Review fanden wir sechs überwiegend kleine Studien mit einigen methodischen Einschränkungen. Alle sechs Studien wurden in der Neugeborenenstation eines großen Krankenhauses der Maximalversorgung durchgeführt. In allen Studien wurden frühgeborene Säuglinge mit einem durchschnittlichen postmenstruellen Alter von 29 Wochen (fast zweieinhalb Monate zu früh geboren) aufgenommen. An einigen Studien nahmen nur Zwillinge teil, an anderen Zwillinge, Drillinge und Vierlinge, wobei bei den Drillingen und Vierlingen jeweils die beiden Neugeborenen im selben Brutkasten untergebracht wurden, die zum Zeitpunkt der Aufnahme in die Studie als am stabilsten beurteilt wurden.

Hauptergebnisse

Insgesamt berichteten die Forscher von keinen Unterschieden zwischen der Co-Bedding-Gruppe und der Gruppe, die getrennt versorgt wurde, was Gewichtszunahme, das Auftreten schwerer Störungen in der Atmung, bei der Herzfrequenz oder in der Sauerstoffversorgung (Apnoe-, Bradykardie- oder Entsättigungsepisoden), die Länge des Krankenhausaufenthalts und das Auftreten von Infektionen anging. Zu widersprüchlichen Ergebnissen kamen die beiden eingeschlossenen Studien, in denen die Schmerzreaktion der Säuglinge nach einer Fersenlanzettierung bewertet wurde.

Qualität der Evidenz

Insgesamt war die Evidenz von niedriger Qualität, weil es Einschränkungen bei den Studienmethoden gab, die kleinen Stichprobengrößen zu ungenauen Ergebnissen führten und die Studienergebnisse nicht schlüssig waren. Wir können auf der Grundlage der in diesem Review gesammelten Evidenz keine Empfehlungen für oder gegen das Co-Bedding bei stabilen frühgeborenen Zwillingen in der Neugeborenenstation geben. Es sind weitere Forschungen auf diesem Gebiet erforderlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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