Monitoring der körperlichen Gesundheit von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen

Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen haben oft komplexe und langwierige körperliche Gesundheitsprobleme wie Gewichtszunahme, Rauchen und Herzbeschwerden. Nicht selten vernachlässigen sie sich, haben einen bewegungsarmen Lebensstil und sind manchmal nicht in der Lage, den Alltag oder ihre Arbeit zu bewältigen. Menschen mit psychischen Erkrankungen sind öfter als andere von Diabetes, Lungenkrankheiten, Krebs, Herzbeschwerden, HIV/Aids und anderen Infektionskrankheiten betroffen.

Ein Monitoring der körperlichen Gesundheit kann in sehr verschiedenen Formen erfolgen: Von einfachen, von den Betroffenen selbst durchgeführten Kontrollen bis hin zu komplexen, gezielten Gesundheitschecks, die von Fachpersonen im Gesundheitswesen durchgeführt werden. Anhand des Monitorings können aktuelle Gesundheitsprobleme erkannt und künftigen Gesundheitsproblemen vorgegriffen werden.

Im August 2006 gab das britische Gesundheitsministerium Leitlinien zur Frage heraus, wie bessere und speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen zugeschnittene körperliche Gesundheitsleistungen bereitgestellt werden könnten. Spearhead Trusts, das Royal College of Psychiatrists, das National Institute for Clinical Excellence und weitere Organisationen warben alle für das körperliche Gesundheitsmonitoring von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen.

Mit diesem Review sollte Evidenz zur Untermauerung dieser Leitlinien gesucht werden. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass der aktuelle Leitfaden und die gängige Praxis für das Monitoring der körperlichen Gesundheit einer festen Forschungsgrundlage entbehren und wenig Evidenz vorhanden ist, die für diesen wachsenden Trend spräche. Sie gründeten ihre Schlussfolgerungen auf Erkenntnisse einer 2012 durchgeführten, ergebnislos gebliebenen Recherche nach relevanten randomisierten Studien. Das gängige Monitoring basiert hauptsächlich auf dem Einvernehmen von Experten, medizinischer Erfahrung und guten Absichten. Das bedeutet nicht, dass Monitoring der körperlichen Gesundheit wirkungslos, falsch oder nicht von Nutzen für die körperliche Gesundheit von Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen ist, sondern nur, dass es dafür bisher keinen eindeutigen Beleg gibt. Das Monitoring der körperlichen Gesundheit birgt das Potenzial und das Versprechen, die Lebensqualität von Menschen mit psychischen Gesundheitsproblemen zu verbessern und ihnen ein längeres Leben zu bescheren, jedoch ist diese Aussage zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesichert und die wissenschaftliche Evidenz unklar.

Die englische Version dieser Zusammenfassung wurde von Benjamin Gray (Rethink Mental Illness) geschrieben. Email: ben.gray@rethink.org

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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