Blutdrucksenkende Medikamente für Erwachsene in frühen Stadien einer chronischen Nierenerkrankung (ohne Diabetes)

Worum geht es?

Die chronische Nierenerkrankung (chronic kidney disease, CKD) ist eine fortschreitende Erkrankung, bei der die Nieren geschädigt werden. Es ist wichtig, CKD in frühen Stadien zu diagnostizieren und zu behandeln, um so die schwereren Stadien der CKD (Dialyse oder Transplantation) zu verhindern oder zu verzögern. Menschen mit CKD haben ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herz- und Lungenerkrankungen). Blutdrucksenkende Medikamente sollen kardiovaskuläre Probleme bei Erwachsenen mit CKD (sowohl in frühen Stadien als auch bei Dialyse und Transplantation) verringern oder verzögern. Bei Erwachsenen mit CKD im Frühstadium (nur Stadium 1 bis 3), die nicht an Diabetes leiden, ist dieser Nutzen jedoch weniger sicher.

Wir wollten herausfinden, ob die Einnahme von blutdrucksenkenden Medikamenten besser oder schlechter wirkt als ein Placebo (Scheinmedikament). Darüber hinaus interessierte uns, welche Art von blutdrucksenkenden Medikamenten am besten wirkt.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die die Wirkung blutdrucksenkender Medikamente auf das Sterberisiko, auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, auf die Verbesserung der Nierenfunktion und Nebenwirkungen bei Menschen mit früher CKD (ohne Diabetes) untersuchten. Wir fanden sechs qualitativ schlechte Studien. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 6. Juli 2023.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden sechs Studien, an denen insgesamt 9379 Patient*innen mit früher CKD (nur die Stadien 1 bis 3, ohne Diabetes) teilnahmen. Die Patient*innen waren zwischen 18 und 75 Jahre alt, 79 % waren männlich, die meisten hatten Bluthochdruck und stammten aus China, Europa, Japan und den USA.

Bei allen sechs Studien wurde ein hohes Bias-Risiko (Risiko für Verzerrung) festgestellt. Die Studienmethoden wurden unzureichend berichtet, nicht alle Patient*innen waren verblindet und die Zahl der Studienabbrecher war hoch. Fünf der sechs Studien wurden von Arzneimittelherstellern oder von einer Organisation finanziert, die ein kommerzielles Interesse an den Studienergebnissen hatte. In einer Studie wurde die Finanzierungsquelle nicht angegeben.

1. Benazepril oder Trandolapril verringern möglicherweise das Risiko für Tod, Schlaganfall, Herzinfarkt und Nebenwirkungen. Ob sie das Risiko für Herzinsuffizienz oder transitorische ischämische Attacken verringern, ist unklar.

2. Losartan verbessert die Nierenfunktion (eGFR) oder den Blutdruck möglicherweise nicht. Ob Losartan das Sterberisiko, Nebenwirkungen oder das Auftreten von Proteinurie beeinflusst, kann nicht beantwortet werden.

3. Ob Enalapril, Perindopril oder Trandolapril bezüglich Proteinurie und Blutdruck besser oder schlechter wirksam sind als Olmesartan, Losartan oder Candesartan, kann ebenfalls nicht beantwortet werden.

Schlussfolgerungen

Es gibt nicht genügend Evidenz zu blutdrucksenkenden Medikamenten bei Patient*innen mit früher CKD (Stadium 1 bis 3), die keinen Diabetes haben. Wir wissen auch nicht, welche Art von blutdrucksenkenden Medikamenten besser ist als andere.

Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz ist sehr niedrig. Dies ist auf ein hohes Verzerrungsrisiko in den Studien, schlecht berichtete Methoden und zu wenige Daten von zu wenigen Patient*innen zurückzuführen. In diesem Themenbereich besteht großer Forschungsbedarf.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

T. Brugger, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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