Intraaortale Ballongegenpulsation bei Menschen mit akutem Myokardinfarkt und einem kardiogenen Schock

Ein kardiogener Schock ist ein ernster Zustand, in dem ein plötzlich geschwächtes Herz nicht mehr in der Lage ist genug Blut zu pumpen, um dem Körperenergiebedarf gerecht zu werden, sodass nicht genügend Sauerstoff die Körperorgane erreicht. Ein kardiogener Schock ist ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall und bedarf einer schnellen Behandlung, um Organschäden oder auch den Tod des betroffenen Patienten zu vermeiden. In den meisten Fällen wird ein kardiogener Schock durch einen schweren Herzinfarkt und den dadurch herbeigeführten Schaden des Herzmuskels verursacht. Trotz mehr als 50 Jahre Bemühungen, haben Patienten mit einem kardiogenen Schock noch immer eine schlechte Prognose nach einer primären Revaskularisierung, wie einem Koronararterienbypass oder einer primären perkutanen transluminalen Angioplastie. Die Hauptursache für die Entstehung eines kardiogenen Schocks ist der Verlust der Herzfunktion aufgrund des Herzinfarkts, der zu einer eingeschränkten linksventrikulären Funktion mit instabiler Hämodynamik und reduziertem systolischen und durchschnittlich arteriellem Druck führt. Der reduzierte Blutdruck führt zu einer Hypoperfusion und dadurch zu einer reduzierten Sauerstoffversorgung der lebenswichtigen Organe und den entsprechenden klinischen Anzeichen. Diese umfassen eine kühle und blasse Haut, eine reduzierte oder ausbleibende Urinproduktion und Anzeichen von eingeschränkten Gehirnfunktionen, wie Schwindel oder sogar Bewusstlosigkeit.

Auf dieser Grundlage wurde geschlussfolgert, dass sich die Verwendung von mechanischen Methoden zur Verbesserung des Blutdrucks und -flusses als wirksam erweisen würde. Die erste mechanische Methode zur Unterstützung der Blutzirkulation in diesem Sinne war mithilfe der Gegenpulsations-Strategie, bei der ein Gerät verwendet wird, das intraaortale Ballonpumpe (IABP) genannt wird. Durch die Ballonbefüllung und -entleerung, zeitgleich zu dem natürlichen Herzschlag, erhöht die IABP den diastolischen Aortendruck, was den diastolischen Blutfluss zu den Koronararterien und den lebenswichtigen Organen verbessert und den systolischen Aortendruck reduziert, was wiederrum die Nachlast und Sauerstoffaufnahme im Herzmuskel reduziert und das Herzvolumen steigert. Diese Unterstützung kann für einige Stunden angeboten werden, in Extremfällen auch für mehrere Wochen. Evidenz aus vorherigen veröffentlichten Studien legt nahe, dass bestimmte Patienten mit akutem Herzinfarkt mit Komplikationen durch einen kardiogenen Schock, die mit Thrombolyse behandelt werden, einen Nutzen durch eine phasenweise Unterstützung durch die IABP haben könnten. Jedoch ist das zurzeit meist empfohlene und bevorzugte Revaskularisationsverfahren die primäre perkutane transluminale Angioplastie.

Im Gegensatz zu der vorherigen Version diesen Reviews, umfasst diese Aktualisierung Daten von einer großen und sechs kleinen randomisierten kontrollierten Studien. Dies erlaubt eine klare umrissene Schlussfolgerung bezüglich den möglichen nutzbringenden und schädlichen klinischen Auswirkungen der IABP-Unterstützung, auch über die unmittelbaren hämodynamischen Wirkungen hinaus. Komplikationen, wie moderate und schwerwiegende Blutungen, wurden häufiger beobachtet bei den Patienten, die mit invasiveren Methoden statt der IABP behandelt wurden. Kleine randomisierte Studien unterliegen einer unzureichenden Aussagekraft bezüglich der Todesfälle und schädlichen Auswirkungen von IABP, sowie systematischen Fehlern aufgrund häufigem überwechseln in aggressivere Maßnahmen, frühzeitiger Beendigung der Studie oder durch Einschluss von Patienten mit IABP bei der Randomisierung. Es ist auffällig, dass eine kürzlich durchgeführte und veröffentlichte großangelegte randomisierte Studie keine Evidenz für einen Nutzen von IAPB bezüglich des Überlebens zeigt, bei Patienten mit infarktbedingten kardiogenen Schocks, die mit perkutaner Koronarintervention (PCI) behandelt wurden. Auf dieser Datenbasis wird die IABP in den Empfehlungen der European Society of Cardiology (ESC) zur Behandlung von Patienten mit infarktbedingten kardiogenen Schocks, nicht länger nachdrücklich empfohlen. Die Verwendung von IABP basiert vielmehr auf Grundlage der persönlichen Erfahrung und Entscheidung des Arztes und unter bestimmten Umständen denen des jeweiligen Patienten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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