Screenings auf Schwangerschaftsdiabetes basierend auf Risikofaktoren, und in unterschiedlichen Settings

Worum geht es?

Was sind die Wirkungen eines Screenings auf Schwangerschaftsdiabetes für alle Frauen, im Vergleich zu Screenings, die nur bei Frauen mit Risiko durchgeführt werden? Was sind die Wirkungen von Screenings auf Schwangerschaftsdiabetes in verschiedenen Settings (wie beispielsweise ambulante Versorgung versus Krankenhaus)? Dieser aktualisierte Review wurde erstmalig 2010 veröffentlicht und danach im Jahr 2014 aktualisiert.

Warum ist das wichtig?

Schwangerschaftsdiabetes ist eine Art des Diabetes, der sich während der Schwangerschaft entwickeln und das Risiko von Komplikationen für Mütter und ihre Säuglinge erhöhen kann. Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes haben ein höheres Risiko auf Präeklampsie (hoher Blutdruck und Protein im Urin) und die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts. Mögliche Probleme für Säuglinge sind zum Beispiel, dass sie zu groß für ihr Gestationsalter sind (stärkeres Wachstum als im Normalfall), oder dass sie Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) nach der Geburt haben. Obwohl Schwangerschaftsdiabetes normalerweise nach der Geburt abklingt, haben Mütter und ihre Säuglinge ein erhöhtes Risiko einen Typ-2 Diabetes in der Zukunft zu entwickeln.

Die Behandlung von Schwangerschaftsdiabetes kann gesundheitsbezogene Endpunkte verbessern. Frauen wissen oft nicht, dass sie Schwangerschaftsdiabetes haben. Screenings, die dazu dienen Schwangerschaftsdiabetes festzustellen und bei Schwangeren zu behandeln, könnten daher die Endpunkte verbessern. Die zwei Hauptvorgehensweisen sind „universelles Screening“, in denen alle Frauen getestet werden und „selektives Screening“ oder „Risikofaktoren“-basiert in denen nur Frauen mit Risikofaktoren getestet werden. Zu den Risikofaktoren von Schwangerschaftsdiabetes zählen bestimmte Volksgruppen, fortgeschrittenes Alter, Übergewicht oder Adipositas, zuvor einen großen Säugling gehabt zu haben oder eine Familienvorgeschichte von Schwangerschaftdiabetes oder Typ-2 Diabetes. Es ist möglich, auf Schwangerschaftsdiabetes in verschiedenen Settings wie der ambulanten Versorgung (z.B. hausärztliche Sprechstunden) oder im Krankenhaus zu testen. Die optimale Verfahrensweise für ein Screening auf Schwangerschaftsdiabetes, die zu den besten gesundheitsbezogenen Endpunkten für Mütter und ihre Säuglinge führt, ist noch unklar.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir suchten nach Evidenz (Januar 2017) und schlossen zwei Studien mit 4523 Frauen und ihren Säuglingen ein. Beide Studien wurden in Irland durchgeführt und hatten ein moderates bis hohes Risiko für Bias. Wir konnten die Daten beider Studien nicht zusammenfassen, da sie verschiedene Interventionen und Vergleiche betrachteten. Eine verglich „universelles Screening“ mit „Risikofaktor“-basiertem Screening für Schwangerschaftsdiabetes. Die andere verglich Screenings in hausärztlichen Sprechstunden (Primärversorgung) mit Screenings, die im Krankenhaus durchgeführt wurden (Sekundärversorgung).

In einer Studie (mit verfügbaren Informationen von 3152 Frauen) wurden mehr Frauen in der Gruppe, die „universelles Screening“ erhielt mit Schwangerschaftsdiabetes diagnostiziert im Vergleich zur Gruppe mit „Risikofaktor“-basiertem Screening (Evidenz von niedriger Qualität). Die Studie berichtete nicht über Endpunkte, die sich auf die Mütter bezogen, wie Schwangerschaftserkrankungen mit hohem Blutdruck, Kaiserschnitt, Dammverletzung, Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, postnatale Depression und Typ-2 Diabetes. Die Studie berichtete nicht über Endpunkte, die sich auf die Säuglinge bezogen, einschließlich großer Körpergröße für das Gestationsalter, Tod (vor oder kurz nach der Geburt), Tod oder andere ernsthafte Komplikationen, niedrigem Blutzucker, Adipositas, Typ-2 Diabetes und Behinderungen im Kindesalter oder als Erwachsene.

In der zweiten Studie (mit verfügbaren Informationen von 690 Frauen) unterschieden sich Screenings in hausärztlichen Sprechstunden und Screenings in Krankenhäusern nicht eindeutig in der Anzahl der Frauen, bei denen Schwangerschaftsdiabetes (Evidenz von niedriger Qualität), hoher Blutdruck (Evidenz von niedriger Qualität) oder Präeklampsie (Evidenz von niedriger Qualität) diagnostiziert wurde. Ebenso gab es keinen klaren Unterschied in der Kaiserschnittsrate (Evidenz von niedriger Qualität). Diese Studie berichtete nicht über Dammverletzung, Gewichtszunahme in der Schwangerschaft, postnatale Depression oder Typ-2 Diabetes. Screenings in hausärztlichen Sprechstunden versus Screenings in Krankenhäusern zeigten keinen klaren Unterschied im Bezug auf Säuglinge mit großer Körpergröße für das Gestationssalter (Evidenz von niedriger Qualität), Tod (vor oder kurz nach der Geburt), Tod oder andere ernsthafte Komplikationen (Evidenz von niedriger Qualität) oder niedrigem Blutzucker (Evidenz von sehr niedriger Qualität). Von Adipositas im Kindes- oder Erwachsenenalter, Typ-2 Diabetes und Behinderungen wurde in dieser Studie nicht berichtet.

Was bedeutet das?

Es gibt nicht genug Evidenz, um uns ein klares Bild über die Wirkung von Screenings für Schwangerschaftsdiabetes, basierend auf Risikoprofilen oder in verschiedenen Settings, auf die Endpunkte für Frauen und ihre Säuglinge zu geben. Weitere große, gut angelegte, randomisierte kontrollierte Studien sind notwendig, um wichtige kurz- und langfristige Endpunkte für Mütter und ihre Säuglinge zu bewerten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

N. Tittlbach, freiegegeben durch Cochrane Deutschland

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