Einsatz einer Nasenkanüle zur Atemunterstützung bei Frühgeborenen

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Fragestellung: Weist der Einsatz von High-Flow-Nasenkanülen (HFNC) bei Frühgeborenen die gleiche Wirksamkeit wie andere nicht-invasive Verfahren zur Atemunterstützung auf, um chronischen Lungenschäden und Todesfällen vorzubeugen?

Hintergrund: Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, um Frühgeborenen mit unregelmäßiger Atmung (Apnoe) oder einer Lungenerkrankung nicht-invasive Atemunterstützung zu verabreichen. Diese Möglichkeiten umfassen: die Verabreichung zusätzlichen Sauerstoffs über den Inkubator, einen Helm oder eine Nasenkanüle; Beatmung mit kontinuierlichem, positivem Luftwegdruck (CPAP, Englisch: continuous positive airway pressure) über nasale Prongs oder eine Nasenmaske; und nicht-invasive intermittierend Druck-positive Beatmung (NIPPV, Englisch: nasal intermittent positive pressure ventilation), bei der zusätzlich zur CPAP-Beatmung zeitweise Atemstöße mit höherem Druck verabreicht werden. Über High-Flow-Nasenkanülen (HFNC) wird Sauerstoff oder ein Luft-Sauerstoffgemisch über kleine, dünne Sonden in die Nasenlöcher verabreicht. HFNC wurden kürzlich als weitere Möglichkeit der nicht-invasiven Atemunterstützung eingeführt.

Studienmerkmale: Die Suche für diesen Review ergab 15 randomisierte Studien, in denen HFNC mit anderen nicht-invasiven Methoden zur Atemunterstützung bei Säuglingen verglichen wurde. Die Studien wiesen Unterschiede in den verglichenen Maßnahmen auf, im eingesetzten Atemgaszustrom und in den Gründen für die Atemunterstützung.

Ergebnisse: In 4 Studien mit 439 Säuglingen wurde die Anwendung von HFNC als erste Atemunterstützung nach der Geburt im Vergleich zu CPAP untersucht. Dabei wurden keine Unterschiede in den Todesraten oder im Auftreten chronischer Lungenerkrankungen (CLE) festgestellt. Bei dem Einsatz von HFNC war die Dauer der Atemunterstützung länger, bei anderen Endpunkten gab es jedoch keine Unterschiede. In einer Studie mit 75 Säuglingen wurden keine Unterschiede zwischen HFNC und NIPPV, die als Atemunterstützung nach der Geburt eingesetzt wurden, deutlich. In insgesamt 6 Studien mit 934 Säuglingen wurde der Einsatz von HFNC nach erfolgter mechanischer Beatmung betrachtet. Dabei ergaben sich keine Unterschiede zwischen HFNC und CPAP in den Todesraten oder für das Auftreten von CLE. Die Daten wiesen keine Unterschiede in der Therapieversagensrate oder bezüglich einer Reintubation (erneutes Anbringen eines Beatmungsschlauchs) auf. Säuglinge, die mit HFNC beatmet wurden, wiesen weniger Verletzungen an der Nase auf. Bei Kindern, die eine HFNC-Therapie erhielten, sank die Pneumothorax-Rate leicht. Es konnten keine Unterschiede zwischen der Wirkung von HFNC im Vergleich zu CPAP bei Frühgeborenen in unterschiedlichem Gestationsalter festgestellt werden, wenngleich die Anzahl der extrem Frühgeborene und spät Frühgeborene nur sehr klein war. Eine Studie mit 28 Säuglingen ergab ähnliche Reintubationsraten für HFNC mit feuchtigkeitsangereichtertem Atemgas oder ohne. In zwei weiteren Studien mit 100 Säuglingen wurden keine Unterschiede zwischen verschiedenen Ausrüstungsmodellen zur Verabreichung einer feuchtigkeitsangereicherten HFNC-Therapie festgestellt. Zwei Studien mit 149 Säuglingen zeigten, dass nach Verabreichung der nicht-invasiven Atemunterstützung (CPAP) die Frühgeborenen, die per Zufallsprinzip die HFNC-Therapie erhielten, eine weniger lange Aufenthaltsdauer im Krankenhaus benötigten als die Säuglinge, die weiterhin CPAP erhielten.

Schlussfolgerungen: Der Einsatz von HFNC führt im Vergleich zu anderen Arten der nicht-invasiven Atemunterstützung zu ähnlichen Wirksamkeitsraten bei Frühgeborenen bezüglich Therapieversagen, Todesraten und CLE. Die meiste Evidenz ist zum Einsatz von HFNC als Unterstützung nach der Extubation verfügbar. Nach der Extubation führt der Einsatz von HFNC zu weniger Verletzungen an der Nase und könnte im Vergleich zur nasalen CPAP-Beatmung zu geringeren Pneumothorax-Raten führen. Es sollten weitere randomisierte kontrollierte Studien mit Frühgeborenen durchgeführt werden, die eine ausreichende statistische Aussagekraft haben. Diese Studien sollten HFNC mit anderen Formen der nicht-invasiven Erstunterstützung nach der Geburt sowie als Anschlusstherapie nach nicht-invasiver Atemunterstützung vergleichen. Zudem wird weitere Evidenz benötigt zur Abschätzung der Sicherheit und Wirksamkeit von HFNC in den Subgruppen der extrem Frühgeborenen und moderat Frühgeborenen, sowie zum Vergleich verschiedener HFNC-Beatmungsvorrichtungen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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