Erhaltungstherapie für opiatabhängige schwangere Frauen

Fragestellung des Reviews

In diesem Review wurden Forschungsarbeiten zusammengefasst, in denen verschiedene Arten von pharmakologischen Erhaltungstherapien für schwangere Frauen mit einer Opioidabhängigkeit verglichen wurden

Kernbotschaften

Methadon und Buprenorphin sind möglicherweise in Bezug auf Wirksamkeit und Sicherheit bei der Behandlung opioidabhängiger schwangerer Frauen und ihrer Babys im Wesentlichen vergleichbar. Für den Vergleich zwischen Methadon und Morphin mit verzögerter Wirkstofffreisetzung gibt es nicht genügend Anhaltspunkte, um Schlussfolgerungen zu ziehen. Insgesamt ist die Evidenzlage zu gering, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Hintergrund

Einige Frauen konsumieren während der Schwangerschaft weiterhin Opiate. Heroin kann jedoch leicht die Plazenta überwinden. Bei opiatabhängigen Frauen treten sechsmal häufiger geburtshilfliche Komplikationen auf, und sie gebären möglicherweise untergewichtige Kinder. Beim Neugeborenen kann es zu einem Suchtmittelentzug (neonatales Abstinenzsyndrom) und zu Entwicklungsstörungen kommen. Zudem ist die Neugeborenensterblichkeit und das Risiko des plötzlichen Kindstods um das 74-fache erhöht. Die Erhaltungstherapie mit Methadon sorgt für eine konstante Opiatkonzentration im Blut der Schwangeren und verhindert so die nachteiligen Auswirkungen wiederholter Entzüge auf den Fötus. Auch Buprenorphin wird dafür verwendet.

Datum der Suche

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 18. Februar 2020.

Studienmerkmale

Nur vier randomisierte kontrollierte Studien mit 271 Teilnehmenden erfüllten die Aufnahmekriterien für diesen Review: zwei aus Österreich (ambulant zu behandelnde Personen), eine aus den USA (stationär behandelnde Personen) und die vierte eine multizentrische, internationale Studie, die in Österreich, Kanada und den USA durchgeführt wurde. Die Studien dauerten 15 bis 18 Wochen. In drei Studien wurde Methadon mit Buprenorphin verglichen (223 Teilnehmende) und in einer Studie wurde Methadon mit oralem Morphin mit langsamer Wirkstofffreisetzung verglichen (48 Teilnehmende).

Finanzierungsquellen der Studien

Zwei Studien wurden vom National Institute on Drug Abuse (Nationalen Institut für Drogenmissbrauch) finanziert, eine Studie erhielt einen Zuschuss vom Bürgermeister der Stadt Wien, und bei der vierten Studie gewährte Schering Plough der Erstautorin einen Ausbildungszuschuss, um das für die Durchführung dieser Studie erforderliche Personal zu beschäftigen.

Hauptergebnisse

Dieser Review ergab, dass die Auswirkungen auf die Ergebnisse bei den Neugeborenen und deren Mütter, die in der Schwangerschaft opiatabhängig waren und ab einem mittleren Schwangerschaftsalter von 23 Wochen bis zur Entbindung mit Methadon, Buprenorphin oder oralem Morphin mit langsamer Wirkstofffreisetzung behandelt wurden, im Vergleich zu denjenigen Frauen die keine Ersatztherapie erhielten gering waren.

Vergleicht man Methadon mit Buprenorphin, so gibt es wahrscheinlich nur einen geringen oder gar keinen Unterschied in der Zahl der Frauen, welche die Behandlung abgebrochen haben. Möglicherweise gibt es zwischen der Methadon- und der Buprenorphin-Gruppe nur geringe oder gar keine Unterschiede hinsichtlich des Konsums einer Primärsubstanz und der Anzahl der wegen des neonatalen Abstinenzsyndroms behandelten Neugeborenen. Wir sind sehr unsicher, ob Neugeborene, deren Mütter Buprenorphin erhalten, ein höheres Geburtsgewicht haben könnten.

Beim Vergleich von Methadon mit oralem Morphin mit langsamer Wirkstofffreisetzung kam es in der einzigen einbezogenen Studie zu keinen Abbrüchen der Behandlung. Der Heroinkonsum im dritten Trimester kann bei langsam freigesetztem Morphin geringer sein. Allerding gibt es möglicherweise keinen oder nur einen geringen Unterschied beim Geburtsgewicht des Kindes oder in der Dauer des neonatalen Abstinenzsyndroms.

Die Zahl der Teilnehmenden an den Studien war gering und reicht möglicherweise nicht aus, um eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen. Alle eingeschlossenen Studien endeten unmittelbar nach der Geburt des Kindes. Es wurden keine schweren Komplikationen festgestellt.

Qualität der Evidenz

Beim Vergleich von Methadon mit Buprenorphin schwankte die Qualität der Evidenz von moderat bis sehr niedrig: da die Ergebnisse der Studien bei einigen Outcomes inkonsistent waren, die Zahl der Teilnehmenden, welche die Studien abbrachen, hoch war und die einbezogenen Studien nur kleine Stichproben umfassten. Beim Vergleich von Methadon mit Morphin mit langsamer Wirkstofffreisetzung war die Qualität der Evidenz aufgrund der geringen Stichprobengröße der Studie gering.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. A. Genier, A. Walther, freigegeben durch Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA (www.fondation‐sana.ch)

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