Kontrolle des Blutdrucks bei diabetischer Retinopathie

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Fragestellung
Wir untersuchten die Evidenz zur Wirkung der Blutdruckkontrolle bei der Vorbeugung von diabetischer Retinopathie und/oder der Verlangsamung des Fortschreitens diabetischer Retinopathie.

Hintergrund
Diabetes zeichnet sich durch hohe Blutzuckerwerte aus und wird je nach der zugrunde liegenden Ursache des erhöhten Blutzuckers in Typ 1 und Typ 2 eingeteilt. Eine häufige Komplikation bei Menschen mit Diabetes ist die diabetische Retinopathie, oft auch als „diabetische Augenerkrankung“ bezeichnet, die sich auf die Blutgefäße im Augenhintergrund auswirkt. Diabetische Retinopathie ist eine weltweit häufige Ursache für schlechtes Sehvermögen und Blindheit bei Erwachsenen im erwerbsfähigen Alter. Forschungen haben gezeigt, dass die Kontrolle des Blutzuckers das Risiko für diabetische Retinopathie verringert und einer Verschlechterung der diabetischen Retinopathie vorbeugt, wenn diese einmal entstanden ist. Die derzeitige Diabetes-Epidemie lässt jedoch vermuten, dass die Raten von neuer und fortschreitender diabetischer Retinopathie ohne wirksame Methoden zur Vorbeugung und Behandlung zusätzlich zur Blutzuckerkontrolle zunehmen werden. Eine gleichzeitige Behandlung zur Verringerung des Blutdrucks bei Diabetikern wurde als ein Ansatz vorgeschlagen.

Studienmerkmale
Wir fanden 15 randomisierte kontrollierte Studien, die vorwiegend in Nordamerika und Europa durchgeführt wurden und die Wirkung von Methoden zur Senkung des Blutdrucks (mithilfe von Medikamenten in 14 Studien, durch Änderung der Lebensführung in 1 Studie) bei 4157 Diabetikern vom Typ 1 und 9512 Diabetikern vom Typ 2 untersuchten. Die Teilnehmerzahl lag zwischen 16 und 2130 pro Studie. Die Nachbeobachtungsdauer lag bei den eingeschlossenen Studien zwischen einem und neun Jahren. Von den 15 Studien wurden sechs vollständig von einem oder mehreren Arzneimittelherstellern finanziert. Sieben weitere Studien erhielten eine Unterstützung durch Arzneimittelhersteller, in der Regel in Form von Studienmedikamenten. Die restlichen beiden Studien wurden mit Unterstützung durch staatliche Fördergelder und institutionelle Unterstützung durchgeführt. Die Evidenz ist auf dem Stand vom April 2014.

Hauptergebnisse
Insgesamt bieten die eingeschlossenen Studien moderate Unterstützung, dass die Senkung des Blutdrucks einer diabetischen Retinopathie vorbeugt, unabhängig vom Diabetestyp und vom Ausgangswert für den Blutdruck. Die Evidenz zeigte jedoch nicht, dass die Senkung des Blutdrucks einer Verschlimmerung einer einmal entstandenen diabetischen Retinopathie vorbeugt oder dass sie fortgeschrittenen Stadien der diabetischen Retinopathie vorbeugt, die eine Laserbehandlung oder eine andere Behandlung der betroffenen Augen erfordern. Die Behandlung zur Senkung des Blutdrucks bei Menschen mit Diabetes ist aus anderen gesundheitlichen Gründen gerechtfertigt, aber die verfügbare Evidenz begründet nicht die Senkung des Blutdrucks einzig zur Vorbeugung oder Verlangsamung der diabetischen Retinopathie.

Qualität der Evidenz
Insgesamt war die Qualität der Evidenz in Abhängigkeit von den berichteten Endpunkten niedrig bis moderat. Die Qualität wurde hauptsächlich heruntergestuft, weil einige Studien nicht von Endpunkten für alle oder die meisten Teilnehmer bei den Nachuntersuchungen berichteten und weil die Ergebnisse aus den verschiedenen Studien nicht sehr schlüssig waren.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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