Druck auf den Gebärmuttergrund während der Austreibungsphase

Worum geht es?

Die Austreibungsphase ist die Phase der Presswehen von dem Zeitpunkt an, ab dem der Gebärmutterhals vollständig erweitert ist (auf 10 cm), bis das Kind geboren ist. Stress des Kindes, mangelnder Fortschritt, mütterliche Erschöpfung oder ein Gesundheitszustand der Mutter, in dem längeres Pressen gefährlich ist, können in dieser Phase für Komplikationen sorgen. Druck auf den Gebärmuttergrund durch Schieben des mütterlichen Bauches in Richtung Geburtskanal wird häufig angewandt, um die spontane vaginale Geburt zu unterstützen, die Dauer der Austreibungsphase zu verkürzen und die Notwendigkeit einer instrumentellen Entbindung (mit Geburtszange oder Saugglocke) oder eines Kaiserschnitts zu verringern. Besonders relevant ist diese Methode in ressourcenarmen Umfeldern, in denen die Möglichkeiten einer operativen Entbindung begrenzt sind oder gar nicht bestehen. Bei dieser Methode kann bei jeder Wehe manueller Druck ausgeübt werden. Alternativ kann auch ein aufblasbarer Gürtel angelegt werden, der nach dem Aufpumpen während der Wehen Druck ausübt.

Dieser Review sollte die Frage beantworten, ob Druck auf den Gebärmuttergrund während der Wehen in der Austreibungsphase Frauen bei der vaginalen Entbindung unterstützt und ob er negative Auswirkungen für die Frau oder ihr ungeborenes Kind hat.

Warum ist das wichtig?

Eine lange Wehenphase kann für einige Frauen und ihr Kind unter Umständen gefährlich sein. Manchmal geraten das Ungeborene und die Mutter während der Wehen- und Geburtsphase in einen Erschöpfungszustand. In vielen Ländern gibt es geschulte Fachleute, die die Geburt mit Saugglocke, Geburtszange oder Kaiserschnitt unterstützen können. In anderen Ländern jedoch fehlen diese Ressourcen häufig und eine lange Wehenphase kann lebensbedrohlich sein. Druck auf den Gebärmuttergrund kann der Schwangeren bei der Entbindung helfen. Möglicherweise führt er jedoch auch zu mehr Komplikationen bei Kind und Mutter. Es gibt nicht viele Kenntnisse zu diesem Thema und es ist wichtig zu wissen, wie sich solche Techniken auf die Frauen und ihr Kind auswirken können.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

In diesem aktualisierten Cochrane-Review fanden wir neun randomisierte kontrollierte Studien mit 3948 Frauen (Suchdatum 30. November 2016). Fünf Studien (mit 3057 Frauen) untersuchten den manuellen Druck auf den Gebärmuttergrund im Vergleich mit keinem Druck und vier Studien (mit 891 Frauen) beschäftigten sich mit Druck auf den Gebärmuttergrund durch einen aufblasbaren Gürtel.

Wir fanden keine Evidenz dafür, dass ein manueller Druck auf den Gebärmuttergrund einen Unterschied bei der Anzahl der Frauen machte, die innerhalb eines gegebenen Zeitraums vaginal entbanden (Evidenz von sehr niedriger Qualität) oder bei denen eine instrumentelle Entbindung, ein Kaiserschnitt oder eine vaginale Entbindung erfolgten (Evidenz von sehr niedriger Qualität). Die Zeit bis zur Geburt in der Austreibungsphase wurde durch manuellen Druck auf den Gebärmuttergrund nicht beeinflusst (Evidenz von sehr niedriger Qualität). Die Anzahl der Kinder, die die Wehenphase nicht gut bewältigten und einen niedrigen pH-Wert in der Nabelschnurarterie oder niedrige Apgar-Werte aufwiesen, blieb unbeeinflusst davon, ob bei der Mutter ein manueller Druck auf den Gebärmuttergrund ausgeübt wurde oder nicht (alles Evidenz von sehr niedriger Qualität). In keiner der Gruppen starben Kinder. Die Studien berichteten nicht über mögliche schwerwiegende Probleme oder Todesfälle unter den Frauen.

Bei Frauen, die ihr erstes Kind bekamen, könnte der Druck auf den Gebärmuttergrund durch einen aufblasbaren Gürtel möglicherweise bedeuten, dass bei weniger Frauen eine instrumentelle Entbindung oder ein Kaiserschnitt erfolgte (Evidenz von sehr niedriger Qualität), aber die Evidenz war hier nicht eindeutig. Bei diesen Frauen führte der Gürtel dazu, dass sie über einen kürzeren Zeitraum Presswehen hatten als Frauen ohne Gürtel (Evidenz von sehr niedriger Qualität). Der Gürtel wirkte sich weder auf die Anzahl der Frauen aus, bei denen ein Kaiserschnitt erfolgte, noch auf die Anzahl der Kinder mit geringem pH-Wert in der Nabelschnurarterie (Evidenz von niedriger Qualität) oder auf die Apgar-Werte fünf Minuten nach der Geburt (Evidenz von sehr niedriger Qualität). Keine Studie berichtete, ob die Frauen innerhalb einer bestimmten Zeit entbanden, über die Anzahl der gestorbenen Kinder oder über mögliche schwerwiegende Probleme oder Tod der Frauen. In keiner Studie wurde ein aufblasbarer Gürtel bei Frauen eingesetzt, die schon Kinder geboren hatten.

Was bedeutet das?

Es gibt nicht genügend Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien, um zu zeigen, ob manueller Druck auf den Gebärmuttergrund oder Druck durch einen aufblasbaren Gürtel wirksame Methoden sind, um die Austreibungsphase der Geburt zu verkürzen und operative Entbindungen zu verhindern, und ob die Techniken unbedenklich sind. Derzeit gibt es also keine ausreichende Evidenz, die den Einsatz von Druck auf den Gebärmuttergrund mithilfe einer beliebigen Methode in der Austreibungsphase unterstützt.

Zukünftige Studien sollten von guter Qualität sein, eindeutig beschreiben, wie der Druck auf den Gebärmuttergrund ausgeübt wurde, und sich auf die Sicherheit des ungeborenen Kindes, das Dammgewebe betreffende Endpunkte, längerfristige mütterliche Endpunkte und die Zufriedenheit der Mütter konzentrieren.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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