Erziehungsprogramme zur Prävention von unbeabsichtigten Verletzungen im Kindesalter

Diese Übersichtsarbeit untersuchte, ob Programme zur Aufklärung und Schulung von Eltern (sogenannte Erziehungsprogramme) Eltern dabei helfen können, für eine sicherere häusliche Umgebung zu sorgen, und ob diese Programme Verletzungen im Kindesalter reduzieren können. Wir erstellten diese Übersichtsarbeit, da einigen Faktoren, beispielsweise die psychische Gesundheit von Müttern und Verhaltensprobleme bei Kindern, die das Risiko für unbeabsichtigte Verletzungen bei Kindern erhöhen, entgegengewirkt werden kann, indem Eltern an Erziehungsprogrammen teilnehmen. Darüber hinaus treten Verletzungen mit höherer Wahrscheinlichkeit auf, wenn Eltern nicht in der Lage sind, die Fähigkeit des Kindes einzuschätzen, etwa auf Möbelstücke zu klettern oder Schlösser zu öffnen. Erziehungsprogramme könnten Eltern helfen, je nach Alter und Entwicklungsstand realistische Erwartungen an das Verhalten des Kindes zu entwickeln. Demzufolge wollten wir untersuchen, inwieweit Erziehungsprogramme das Risiko unbeabsichtigter Verletzungen im Kindesalter reduzieren und inwieweit Eltern für eine sicherere häusliche Umgebung sorgen, indem sie vermehrt Gegenstände zur Erhöhung der Sicherheit im Haus wie z.B. Treppengitter verwenden und Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, indem sie beispielsweise Medikamente außerhalb der Reichweite des Kindes aufbewahren.

Durch eine Suche in Datenbanken und auf Websites konnten wir 22 randomisierte und nicht-randomisierte Studien identifizieren, welche den Effekt von Erziehungsprogrammen im Hinblick auf Verletzungen im Kindesalter und häusliche Sicherheit untersuchten. 15 Studien untersuchten Hausbesuchsprogramme, welche eine Reihe an unterstützenden Diensten sowie Aufklärung oder Schulungen für Eltern anbieten. Diese Programme wurden typischerweise benachteiligten Familien angeboten, für deren Kinder ein höheres Risiko eines schlechten gesundheitlichen Zustands besteht, oder die von zusätzlicher Unterstützung profitieren könnten.

Wir fassten die Ergebnisse von 10 randomisierten, kontrollierten Studien mit insgesamt 5074 Kindern zusammen. Es zeigte sich, dass Kinder aus Familien, die Erziehungsprogramme durchlaufen hatten, weniger Verletzungen erlitten als Kinder von Familien, die solche Programme nicht absolviert hatten. Zudem fassten wir die Ergebnisse von drei randomisierten, kontrollierten Studien zusammen, welche häusliche Sicherheit anhand der HOME-Skala („Home Observation for Measurement of the Environment“ = Skala für die Erfassung des Entwicklungskontexts durch häusliche Beobachtung) maßen. Die Ergebnisse dieser drei Studien mit insgesamt 368 Kindern zeigte keinen Unterschied in den HOME-Bewertungen zwischen Familien, welche an Erziehungsprogrammen teilnehmen, und jenen, die an solchen Programmen nicht teilnehmen. Insgesamt war die Qualität der Studien akzeptabel.

Wir folgern daraus, dass Erziehungsprogramme wirksam im Hinblick auf die Reduzierung von Verletzungen im Kindesalter sind und dass sie insbesondere für risikobehaftete Familien wie z.B. jugendliche oder alleinerziehende Mütter, die häusliche Sicherheit verbessern können. Es wäre erstrebenswert, dass Gesundheits- und Sozialhilfedienstleister diese Erziehungsprogramme Familien zugänglich machen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Cochrane Schweiz

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