Interventionen zur Vorbeugung eines Delirs bei Patienten im Krankenhaus, ohne Einbezug von Patienten auf Intensivstationen

Fragestellung

Wir begutachteten die Evidenz für die Alltagswirksamkeit von Interventionen zur Vorbeugung eines Delirs bei Patienten im Krankenhaus, ohne Einbezug von Patienten auf Intensivstationen (spezialisierte Stationen für die Versorgung von kritisch erkrankten Patienten).

Hintergrund

Delir ist eine häufige und schwerwiegende Erkrankung bei Patienten im Krankenhaus. Es kann für Patienten und ihre Angehörigen sehr belastend sein. Es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit für weitere Komplikationen im Krankenhaus, die Aufnahme in ein Pflegeheim oder das Versterben im Krankenhaus. Ein Delir ist für das Gesundheitswesen ein sehr teurer Gesundheitszustand. Die Vorbeugung eines Delirs ist daher für die Patienten, ihre Familien und das Gesundheitswesen erstrebenswert.

Es gibt viele Risikofaktoren für die Entwicklung eines Delirs (z.B. Infektion, Dehydration, bestimmte Medikamente). Daher adressiert ein Ansatz zur Prävention eines Delirs, sogenannte Multikomponenten-Interventionen, diese unterschiedlichen Risikofaktoren. Einige Medikamente haben einen Einfluss auf chemische Prozesse im Gehirn, die mit der Entwicklung eines Delirs in Zusammenhang stehen, und spielen daher eine Rolle bei der Prävention. Es gibt noch eine Reihe anderer Interventionen, die auf Risikofaktoren eines Delirs im Zusammenhang mit der Narkose und medizinischen Behandlung im Rahmen chirurgischer Eingriffe abzielen.

Studienmerkmale

Diese Evidenz ist auf dem Stand vom 04. Dezember 2015. Wir fanden 39 Studien, die 16.082 Teilnehmer einschlossen und 22 unterschiedliche Multikomponenten-Interventionen, medikamentöse oder narkosebezogene Interventionen im Vergleich zur Standardversorgung, Placebo oder anderen Interventionen untersuchten.

Hauptergebnisse

Wir fanden starke Evidenz dafür, dass Multikomponenten-Interventionen ein Delir sowohl in konservativen als auch in chirurgischen Abteilungen verhindern können und weniger robuste Evidenz, dass sie die Schwere eines Delirs reduzieren. Bezüglich ihrer Wirkung auf die Dauer eines Delirs ist die Evidenz nicht eindeutig.

Es gibt Evidenz, dass ein Monitoring der Narkosetiefe das Auftreten eines Delirs nach einer Vollnarkose reduzieren kann.

Wir fanden keine klare Evidenz dafür, dass eine Reihe von Medikamenten oder anderen Narkosetechniken oder -verfahren wirksam zur Vorbeugung eines Delirs sind.

Qualität der Evidenz

Es besteht Evidenz mit moderater Qualität, dass Multikomponenten-Interventionen die Häufigkeit eines Delirs reduzieren. Die Evidenz stützt die Implementierung von Multikomponenten-Interventionen zur Prävention eines Delirs in der Routineversorgung von Patienten im Krankenhaus.

Es besteht Evidenz moderater Qualität, dass ein Monitoring der Narkosetiefe dazu genutzt werden kann, einem Delir nach der Operation vorzubeugen.

Die Qualität der Evidenz für eine Reihe von Medikamenten oder anderen Narkosetechniken oder -verfahren zur Prävention eines Delirs ist schlecht (aufgrund der geringen Studienanzahl und der unterschiedlichen Qualität der Studienmethoden) und kann nicht dazu verwendet werden, um Änderungen in der Versorgungspraxis zu begründen.

Externe Finanzierung

Keine.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Meinck, R. Möhler, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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