Ist der Arbeitsplatz ein effektiver Rahmen, um Menschen zu helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen?

Hintergrund
Der Arbeitsplatz erweist sich als zweckmäßiger Rahmen, um Menschen zu helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen. Es gibt große Gruppen von Rauchern, die leicht erreicht werden können und denen mithilfe bewährter Methoden geholfen werden kann. Auch steht es im Interesse des Arbeitgebers, die Gesundheit seiner Beschäftigten zu verbessern. Wahscheinlich hat der Druck, den Wert von arbeitsplatzbasierten Programmen beweisen zu müssen, aufgrund jüngster Veränderungen nachgelassen, die in vielen entwickelten Ländern die Einführung gesetzlicher Rauchverbote mit sich brachten. Aber die Situation in den Entwicklungsländern erfordert nach wie vor, dass derartige Methoden in diesen Gemeinschaften getestet werden und ihre Wirkung nachgewiesen wird. Wir überprüften die Evidenz für Programme am Arbeitsplatz, um Arbeitnehmern zu helfen, sich das Rauchen abzugewöhnen, sowie jegliche Auskunft in Bezug auf Kosten und Nutzen dieser Programme.

Studienmerkmale
Für diesen aktualisierten Review (erste Veröffentlichung 2003) suchten wir nach randomisierten und quasi randomisierten kontrollierten Studien, die die Erfolgsraten von Personen in arbeitsplatzbasierten Raucherentwöhnungsprogrammen mit den Erfolgsraten von Personen vergleichen, die nicht an arbeitsplatzbasierten Raucherentwöhnungsprogrammen teilnehmen. Der Vergleich fand statt zwischen Personen der gleichen Arbeitsstätte oder zwischen einer oder mehreren randomisierten Arbeitsstätten bei vorhandenem oder nicht vorhandenen Raucherentwöhnungsprogramm (cluster-randomisiert). Die Studien mussten Erwachsene (über 18) einschließen und durften in beliebiger Sprache und beliebigem Format verfasst und veröffentlicht oder unveröffentlicht sein. Sie mussten angeben, wie viele Personen mindestens sechs Monate lang mit dem Rauchen aufgehört haben.

Ergebnisse
Wir suchten nach Studien vom Juli 2013 und fanden zehn neue Studien, die unseren Kriterien entsprachen, was für diese Aktualisierung 61 Vergleiche über 57 eingeschlossene Studien ergab. Wir ordneten sie in zwei große Kategorien ein: solche, die darauf abzielten, einzelnen Rauchern zu helfen, und solche, die sich auf das Arbeitsumfeld als Ganzes richteten. Die erste Gruppe umfasste Methoden wie Einzel- oder Gruppenberatung, Selbsthilfe, Nikotinersatztherapien (NET) oder sonstige Medikamente, Hilfe von Arbeitskollegen oder anderen Personalmitgliedern und Hilfe für Raucher, die sich das Rauchen abgewöhnten, um rauchfrei zu bleiben. Die zweite Gruppe umfasste Wahrnehmungselemente in der Umgebung (Plakate, Gedankenstützen), finanzielle oder materielle Anreize und umfassende Raucherentwöhnungs- oder Gesundheitsförderungsprogramme. Der Review ergab, dass auf Gruppen-Verhaltenstherapie (acht Studien; 1309 Teilnehmer), auf persönlicher Beratung (acht Studien; 3516 Teilnehmer), auf Medikamenten (fünf Studien; 1092 Teilnehmer) und auf Kombinationen mehrerer Interventionen (sechs Studien; 5018 Teilnehmer) basierende Interventionen Rauchern halfen, mit dem Rauchen aufzuhören. Die Chancen, bei Anwendung dieser Methoden mit dem Rauchen aufzuhören, sind am Arbeitsplatz in etwa genauso groß wie in anderen Umgebungen. Dieser Review ergab, dass folgende Methoden Rauchern nicht helfen, wenn sie am Arbeitsplatz bereitgestellt werden: Selbsthilfe-Methoden, Unterstützung durch Freunde, Familie und Arbeitskollegen, Rückfallprophylaxeprogramme, Wahrnehmungselemente in der Umgebung sowie umfassende Programme, die auf die Veränderung risikoreicher Verhaltensweisen abzielen. Bei den Anreizen waren die Ergebnisse gemischt. Eine qualitativ hochwertige Studie ermittelte einen deutlichen Nutzen von Anreizen, die fünf weiteren Studien nicht.

Qualität der Evidenz
Ältere Studien neigten zu einer weniger guten Durchführung und Berichterstattung als jüngere Studien. In weniger als einer von fünf Studien wurde die Studienpopulation mit einer akzeptablen Methode randomisiert. In zwei Dritteln der Studien wurden die Aussagen derjenigen, die angaben, dass sie mit dem Rauchen aufgehört hatten, anhand von Atem-, Blut- oder Urinproben auf ihre Richtigkeit geprüft. Diese Ergebnisse stimmen allgemein mit Ergebnissen aus anderen Reviews über diese Entwöhnungsmethoden in einem beliebigen Kontext überein. Die Ergebnisübersichtstabelle zeigt, dass die Qualität der Studien im Allgemeinen als moderat bis hoch bewertet wurde, was die Belastbarkeit unserer Ergebnisse zusätzlich bestätigt. In zukünftigen Forschungsarbeiten könnte untersucht werden, welche Merkmale der großen Studie über Anreize sie erfolgreicher machten als andere Studien dieser Gruppe. Auch wären mehr Studien aus Entwicklungsländern und einkommensschwachen Ländern hilfreich, in denen die Raucherquoten nach wie vor hoch sind und gesetzliche Rauchverbote nicht flächendeckend durchgesetzt werden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Koordination durch Cochrane Schweiz

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