Behandlungsmöglichkeiten bei Vitiligo

Hintergrund

Vitiligo ist eine chronische Hauterkrankung, die sich durch einen fleckigen Verlust der Hautfarbe auszeichnet. Manche Betroffenen verspüren ein Jucken vor dem Entstehen eines neuen Flecks. Vitiligo betrifft Menschen jeden Alters und ethnischen Hintergrunds; bei über der Hälfte der Betroffenen tritt die Erkrankung jedoch vor dem Alter von 20 Jahren auf. Es werden zwei Haupttypen unterschieden: die generalisierte Vitiligo, die häufige, symmetrische Erscheinungsform, und die segmentale Vitiligo, die nur eine Körperseite betrifft. Jüngere genetische Forschungen haben gezeigt, dass die generalisierte Vitiligo zumindest teilweise eine Autoimmunerkrankung ist, die die Melanozyten (Pigmentzellen) zerstört. Zwar wissen wir heute mehr über Vitiligo, über die Ursachen ist jedoch immer noch wenig bekannt. Es gibt mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Einige können das Pigment wiederherstellen, aber keine Behandlung kann Vitiligo heilen oder verhindern, dass sie sich ausbreitet oder wieder auftritt. Vitiligo-Flecken können Betroffene stark psychosozial beeinflussen, vor allem Menschen mit dunkler oder gebräunter Haut oder wenn Gesicht oder Hände betroffen sind. Menschen mit Vitiligo können stigmatisiert sein und zeigen oft ein geringes Selbstwertgefühl und fehlendes Selbstvertrauen. Kinder mit Vitiligo können in der Schule gehänselt und gemobbt werden. Trotzdem fanden wir nur eine Studie, die psychologische Therapien bei Vitiligo untersuchte.

Fragestellung

Mit welchen Behandlungen lässt sich Vitiligo am besten unter Kontrolle halten?

Studienmerkmale

Bei unserer Aktualisierungssuche fanden wir 39 neue randomisierte kontrollierte Studien, sodass wir zusammen mit den 57 bereits eingeschlossenen Studien insgesamt 96 Studien mit 4512 Teilnehmern begutachten konnten.

Hauptergebnisse

21 (21/39, 54 %) der neuen Studien bewerteten neue Behandlungen, die überwiegend die Behandlung durch Licht mit einbezogen. Schmalband-UVB-(NB-UVB-) Licht wurde in 35/96 (36 % aller eingeschlossenen Studien) entweder allein oder in Kombination mit anderen Therapien angewandt und führte zu den besten Ergebnissen. Es gab 18 chirurgische Studien und 31 Studien verglichen eine aktive Behandlung mit einem Placebo.

Die Hälfte der Studien dauerte länger als 6 Monate. Die meisten (69/96, 72 %) hatten weniger als 50 Teilnehmer. Nur 7 Studien befassten sich mit Kindern und eine Studie rekrutierte ausschließlich Männer.

Die Mehrheit der Studien (53/96, 55 %), bei denen es sich überwiegend um Kombinationstherapien mit Licht handelte, beurteilte eine Repigmentierung von über 75 %. Acht Studien berichteten von einem statistisch signifikanten Ergebnis für diesen Endpunkt, darunter auch die folgenden vier Ergebnisse: Topische Kortikosteroide wirken besser als PUVAsol (Psoralen mit Sonnenlicht), Hydrocortison plus Laserlicht wirkt besser als Laserlicht allein, Ginkgo biloba wirkt besser als ein Placebo und die orale Mini-Pulstherapie (OMP) mit Prednisolon plus NB-UVB wirkt besser als OMP allein. Keine der Studien berichtete über den langfristigen Nutzen der Behandlung, d. h. eine anhaltende Repigmentierung über zwei Jahre. Die maximale Nachbeobachtungszeit, die in nur einer Studie berichtet wurde, betrug ein Jahr nach Behandlungsende.

Nur 9/96 Studien (9 %) berichteten über die Lebensqualität der Teilnehmer, aber die Mehrheit aller Studien (65/96, 68 %) berichtete über unerwünschte Wirkungen, hauptsächlich bei topischen Behandlungen. Dazu gehörten Juckreiz, Rötungen, Dünnerwerden der Haut, Erweiterungen der oberflächlichen Blutgefäße (Teleangiektasien) und Gewebeschwund (Atrophie). Weder Mometasonfuroat noch Hydrocortison führte zu unerwünschten Wirkungen. Einige Studien zu NB-UVB berichteten von phototoxischen Reaktionen und Köbner-Phänomen und in einigen PUVA-Studien (Psoralen mit künstlichem UVA-Licht als Lichtquelle) kam es zu Schwindel und Übelkeit.

In sechs Studien breitete die Vitiligo sich nicht weiter aus, eine davon konnte zeigen, dass Ginkgo biloba mit mehr als doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit die Ausbreitung der Vitiligo stoppte wie ein Placebo.

In diesem Review wird die jüngste Welle an Forschungsarbeiten zu Vitiligo in den Mittelpunkt gestellt, die Einblick in die Ursachen dieser Erkrankung geben. Im Großteil der Studien, die von einer erfolgreichen Repigmentierung berichten, kamen Kombinationen verschiedener Maßnahmen mit Licht zum Einsatz; dies deutet darauf hin, dass es sich hierbei um eine wirksame, wenn auch nicht unbedingt dauerhafte Behandlung für generalisierte Vitiligo handelt.

Angesichts der Tatsache, dass es kein Heilmittel für Vitiligo gibt, könnte das Aufzeigen von Möglichkeiten, mit der Erkrankung umzugehen, für die Patienten von Nutzen sein und sollte zur Standardversorgung gehören. Erforderlich sind weiterhin besser konzipierte Studien, ein Konsens darüber, wie der Behandlungserfolg zu messen ist, sowie mehr Studien mit Kindern und zu psychologischen Maßnahmen.

Qualität der Evidenz

Seit der letzten Aktualisierung (2010) haben sich Aufbau und Berichterstattung von Vitiligo-Studien nicht wesentlich verbessert. Nur 5 Studien erfüllten die Kriterien für eine gut konzipierte Studie. Ein unangemessener Studienaufbau, die Anzahl und Komplexität der Behandlungen und die Tatsache, dass viele der Studien einzelne Vitiligo-Flecken an ein und demselben Teilnehmer bewerteten, erschwerten den Vergleich der Studien. Folglich konnten wir nur eine Meta-Analyse von 3 Studien durchführen, in denen NB-UVB mit PUVA verglichen wurde und die zeigten, dass NB-UVB weniger Nebenwirkungen hat und marginal wirksamer ist als PUVA.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.

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