Physiotherapie mit positivem Ausatmungsdruck zur Befreiung der Atemwege bei Menschen mit Zystischer Fibrose (Mukoviszidose)

Fragestellung des Reviews

Wir haben die Evidenz für die Wirkung einer Physiotherapie mit positivem Ausatmungsdruck (englisch 'positive expiratory pressure', kurz PEP) zur Befreiung der Atemwege bei Menschen mit Zystischer Fibrose (Mukoviszidose) begutachtet.

Hintergrund

Mukoviszidose betrifft ungefähr einen aus 3.000 hellhäutigen Menschen und verursacht aufgrund des Schleims, der die Atemwege blockiert, häufig Lungeninfektionen. Um die Lunge von dem Schleim zu reinigen, wird häufig eine Atemphysiotherapie durchgeführt. Wir wollten herausfinden, ob die Verwendung eines PEP-Geräts (eine Form der Atemphysiotherapie) sich besser oder schlechter zur Befreiung der Lunge von Schleim bei Menschen mit Mukoviszidose eignet, als andere Formen der Atemphysiotherapie. Ein PEP-Gerät erzeugt einen positiven Druck hinter dem Schleim, um diesen aus der Lunge zu drücken. Dies ist eine Aktualisierung eines bereits veröffentlichten Reviews.

Datum der Suche

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 20. Februar 2019.

Studienmerkmale

Der Review umfasst 28 Studien mit 788 Personen (von Säuglingen bis hin zu Erwachsenen) mit Mukoviszidose, mit einem milden bis schweren Verlauf einer Lungenerkrankung. Die Studien verglichen PEP mit anderen Methoden der Atemphysiotherapie; die Behandlungsdauer reichte von einer einzelnen physiotherapeutischen Behandlungsdauer bis zu zwei Jahren Behandlung.

Hauptergebnisse

Insgesamt ist die Wirkung von PEP vergleichbar mit der Wirkung anderer Formen von Atemphysiotherapie, wie beispielsweise Posturale (Lagerungs-) Drainage mit Klopfungen, Active Cycle of Breathing Techniques (ACBT, eine Form sekretlösender Atemtechniken), autogene Drainage, oszillierende (schwingende) PEP-Geräte wie „Flutter“ und „Acapella“ oder oszillierende Geräte für die Anwendung am Brustkorb wie beispielsweise „Vest“ und „bilevel positive airway pressure“ (BiPaP) (normalerweise zur Unterstützung der Beatmung verwendet, aber durch Änderung des inspiratorischen und expiratorischen Drucks und die Kombination mit Huffing, wurde BiPaP zur Befreigung der Atemwege verwendet). Wir fanden keine Unterschiede zwischen PEP und anderen Formen der Atemphysiotherapie in Bezug auf die Lungenfunktion, der Menge des aus den Atemwegen beförderten Schleims oder den damit verbundene Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen mit Mukoviszidose. Es gab jedoch eine Abnahme der Zahl sich verschlimmernder Atemwegssymptome bei Personen, die PEP anwendeten, verglichen mit anderen Formen von Physiotherapie wie beispielsweise einem vibrierenden PEP-Gerät oder einer vibrierenden Weste. Es gab einige Evidenz dafür, dass Menschen mit Mukoviszidose möglicherweise PEP anderen Formen von Atemphysiotherapie vorziehen. Es gab keine Evidenz für eine schädliche Wirkung von PEP, außer in einer Studie mit Säuglingen, in der bei den Säuglingen, die entweder mit PEP oder Klopfungen in verschiedenen Stellungen, die die Schwerkraft zur Sekretableitung nutzen, behandelt wurden, ein gastro-ösophagaler Reflux (Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre) in der Stellung mit dem Kopf nach unten auftrat. Dieser war ausgeprägter in der Gruppe, die mit Posturaler Drainage mit Klopfungen behandelt wurde. In allen anderen Studien wurde PEP im Sitzen durchgeführt.

In zehn der 28 Studien wurden einzelne PEP-Behandlungssitzungen untersucht. Die Ergebnisse dieser Studien sind sehr begrenzt, da sie keine Angaben zu der Anzahl von Atemwegsinfektionen machen konnten und die Lungenfunktion sich nicht durch nur eine Behandlung veränderte. Zwei Studien, die jeweils ein Jahr dauerten verglichen PEP mit Posturaler Drainage und Klopfungen; in der Studie mit Kindern verbesserte PEP deren Lungenfunktion, während sich in der Studie mit den Erwachsenen die Lungenfunktion sowohl mit PEP als auch Posturaler Drainage mit Klopfungen geringfügig abschwächte. Zudem unterschied sich die Methode der Durchführung von PEP in den beiden Altersgruppen.

Auch wenn die Verwendung von PEP (auf der Basis der statistisch zusammengefassten Ergebnisse einiger Studien) einen Vorteil für die Verringerung sich verschlimmernder Symptome zu haben scheint, könnten verschiedene physiotherapeutische Techniken und Geräte zu unterschiedlichen Zeiten und bei unterschiedlichen Personen bei stabiler Lungenfunktion und sich verschlimmernden Atemwegssymptomen mehr oder weniger wirksam sein. Jeder Patient sollte die verschiedenen Methoden zur Befreiung der Atemwege mit seinem behandelnden Arzt besprechen, um die für ihn beste Methode auszuwählen, die er auf Dauer durchführen möchte, um die bestmögliche Lebensqualität sowie die besten Langzeitergebnisse zu erreichen.

Qualität der Evidenz

Einige Studien waren von niedriger Qualität. Diese Studien heben die Schwierigkeit des Vergleichs von Studien mit Anwendung von PEP verglichen mit anderen Formen der Atemphysiotherapie hervor. Faktoren wie das Alter und der Schweregrad der Lungenerkrankung der Teilnehmer könnten ebenso wie die Methode der Durchführung der jeweiligen Behandlung die Ergebnisse beeinflussen. Insgesamt war die Evidenz, die durch diesen Review dafür geliefert wurde, ob PEP im Vergleich zu anderen Formen der Atemphysiotherapie das Auftreten von sich verschlimmernden Symptomen reduziert, von moderater bis hoher Qualität. Allerdings war die Evidenz für andere Endpunkte von sehr niedriger bis moderater Qualität, da die Ergebnisse Limitationen beinhalteten.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Davia, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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