Formelmilch im Vergleich zu gespendeter Muttermilch zur Ernährung von Frühchen oder Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht

Fragestellung des Reviews

Wenn die eigene Brustmilch einer Mutter nicht vorhanden ist, hat dann die Ernährung von Frühchen oder Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht mit Formelmilch statt gespendeter Muttermilch einen Einfluss auf Verdauung, Wachstum und das Risiko für schwere Darmprobleme?

Hintergrund

Für Frühchen ist es oftmals schwerer, künstliche Formelmilch zu verdauen als Muttermilch und es bestehen Bedenken, dass Formelmilch das Risiko für schwere Darmprobleme erhöhen könnte. Wenn Frühchen mit gespendeter Muttermilch (wenn die Muttermilch der Mutter nicht ausreichend oder nicht verfügbar ist) anstelle von künstlicher Formelmilch gefüttert werden, könnte dies das Risiko für diese Probleme senken. Gespendete Muttermilch ist jedoch teurer als viele Formelmilcharten und enthält möglicherweise keine ausreichenden Mengen wichtiger Nährstoffe für das optimale Wachstum von Frühchen oder Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht. Aufgrund dieser Bedenken haben wir die gesamte verfügbare Evidenz aus klinischen Studien überprüft, die Formelmilch mit gespendeter Muttermilch für die Ernährung von Frühchen oder Säuglingen mit niedrigem Geburtsgewicht verglichen haben.

Studienmerkmale

Wir fanden 12 abgeschlossene Studien (mit 1871 Säuglingen). Die meisten, insbesondere die erst kürzlich durchgeführten Studien, verwendeten verlässliche Methoden. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 3. Mai 2019.

Hauptergebnisse

Die kombinierte Analyse der Daten dieser Studien zeigt, dass die Ernährung mit Formelmilch die Wachstumsraten während des Krankenhausaufenthaltes erhöht, aber mit einem höheren Risiko für die Entwicklung einer schweren Darmerkrankung namens „nekrotisierende Enterokolitis“ assoziiert ist. Es gibt keine Evidenz für eine Auswirkung auf das Überleben oder längerfristiges Wachstum und Entwicklung.

Schlussfolgerungen

Die derzeit verfügbare Evidenz deutet darauf hin, dass die Ernährung von Frühchen mit künstlicher Formelmilch (anstatt gespendete Muttermilch zu nutzen, wenn die eigene Muttermilch der Mutter nicht verfügbar ist) mit schnelleren Wachstumsraten assoziiert ist, aber auch mit einem fast verdoppeltem Risiko für die Entwicklung nekrotisierender Enterokolitis. Weitere, größere Studien könnten verlässlichere und präzisere Evidenz liefern, um Ärzten und Familien dabei zu helfen, informierte Entscheidungen zu diesem Thema zu treffen. Derzeit sind vier solcher Studien (mit mehr als 1100 Säuglingen) international noch nicht abgeschlossen und wir planen, die Daten dieser Studien in diesen Review einzuschließen, sobald diese verfügbar sind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

J. Metzing, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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