Bewegungsbasierte Rehabilitation bei koronarer Herzkrankheit

Hintergrund

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist weltweit die häufigste Todesursache. Durch die sinkenden KHK-Sterblichkeitsraten lebt jedoch eine zunehmende Anzahl von Menschen mit einer KHK, die möglicherweise Unterstützung im Umgang mit ihren Symptomen (zum Beispiel Brustenge, Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung und Erschöpfung) und bei der Verringerung der Wahrscheinlichkeit für das Auftreten möglicher Folgeprobleme wie Herzinfarkte benötigen. Die bewegungsbasierte kardiale Rehabilitation (mit einem alleinigen Bewegungstraining oder einem Bewegungstraining in Kombination mit psychologischen oder pädagogischen Maßnahmen) zielt darauf ab, den Gesundheitszustand und die Behandlungsergebnisse von Menschen mit KHK zu verbessern.

Studienmerkmale

Wir durchsuchten die wissenschaftliche Literatur nach randomisierten kontrollierten Studien (Experimenten, in denen die Teilnehmenden einer von mindestens zwei Behandlungsgruppen zufällig zugeteilt werden), in denen die Wirksamkeit von bewegungsbasierten Behandlungen verglichen mit keinem Bewegungstraining bei Menschen jeglichen Alters mit KHK untersucht wurde. Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2020.

Hauptergebnisse
Diese neueste Aktualisierung erbrachte 22 neue Studien (7795 Teilnehmende). Wir schlossen insgesamt 85 Studien ein, in denen 23.430 Menschen mit KHK untersucht wurden; dabei handelte es sich größtenteils um Patienten nach Herzinfarkten und solche, die sich einer Bypass-Operation oder einer Angioplastie (einem Verfahren, bei dem verengte oder verstopfte Arterien oder Venen geweitet werden) unterzogen hatten. In achtunddreißig (45 %) der Studien wurden Interventionen untersucht, die ausschließlich ein Bewegungstraining beinhalteten, und in 47 (55 %) Studien wurden Interventionen untersucht, in denen ein Bewegungstraining durch andere Elemente ergänzt wurde. Die am häufigsten einbezogenen Bewegungsformen waren Ergometertraining (Radfahren auf einem Standfahrrad), Walking oder Zirkeltraining. Einundzwanzig (25 %) der Interventionen wurden im häuslichen Umfeld der Teilnehmenden durchgeführt.

Die Ergebnisse dieser Aktualisierung stimmen mit denen der vorherigen (2016er-) Version dieses Cochrane Reviews überein und zeigen den bedeutenden Nutzen einer bewegungsbasierten Herz-Rehabilitation. Der Nutzen umfasst, verglichen mit keinem Bewegungstraining, eine Verringerung des Sterberisikos durch jegliche Ursache, eine Verringerung von Herzinfarkten und Krankenhauseinweisungen sowie Verbesserungen der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Es wurde einige wenige ökonomische (wirtschaftliche Aspekte betreffende) Evidenz ermittelt, die darauf hinweist, dass eine bewegungsbasierte Herz-Rehabilitation kosteneffektiv ist. Viele der in dieser aktuellen Aktualisierung gefundenen Studien wurden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen durchgeführt, was die Übertragbarkeit unserer Ergebnisse auf diese Länder erhöht, in denen die KHK-Raten hoch sind und weiter steigen.

Qualität der Evidenz
Obwohl sich die Berichterstattung der Methoden in den neueren Studien verbessert hat, erschwerte das Fehlen von wesentlichen Angaben zu den Methoden die Bewertung der methodischen Gesamtqualität und des Risikos einer möglichen Verzerrung der Evidenz.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Braun, T. Bossmann, in Kooperation mit Cochrane Deutschland

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